Literarische Szene in der Ukraine 2013

17. 2. 2014

Zweifellos ist der Euromaidan zu den zentralen gesellschaftlichen und politischen Ereignissen des Jahres 2013 in der Ukraine geworden. Der Maidan ist ein sehr vielfältiges Phänomen. Hier möchte ich vermeiden, die politischen Fragen anzugehen. Hingegen richte ich meinen Blick auf die kulturelle Seite dieses Phänomens. Der Maidan ist zu einer Art künstlerischer Plattform geworden, die Studenten, Aktivisten, Schriftsteller, Intellektuelle und Künstler verknüpft. In seinem Rahmen wurde eine „Freie Universität“ gegründet, bei der Vorträge, Ausstellungen, Filmdarbietungen, Bücheraustausch, Lesungen und Diskussionen stattfinden. Hier schreibt man Gedichte, malt Bilder, macht Photos und Performances, veranstaltet Workshops, spielt Klavier und singt ukrainische Lieder. Es wurde freies Fernsehen und Rundfunk geschaffen, die Live-Sendungen übertragen und von den Zuschauern und Zuhörern finanziert werden.

Die Intellektuellen sind nicht nur physisch auf dem Maidan präsent, sondern erstellen auch ständig Berichte, Artikel und Ansprachen über die aktuelle Situation in der Ukraine. Juri Andruchowytsch verfasste einen offenen Brief „an alle Europäer”, Serhij Zhadan den Text „Die ukrainische Revolution im Stellungskrieg”, die sowohl in der Ukraine, als auch im Ausland von großer Bedeutung sind, weil sie zur Klärung und zum Verständnis der Situation beitragen.

Zu diesem Zweck werden auch Projekte im Ausland entwickelt. In der OKK Gallery Berlin wurde neulich die Fotoausstellung „EUROMAIDAN – Besetzte Räume“ von ukrainischer Künstlerin Yevgenia Belorusets eröffnet. Als Teil der Ausstellung wurde ein Film über Euromaidan Proteste von Dmitriy Tiazhlov präsentiert.

Im März erscheint das internationale Projekt „Majdan! Ukraine, Europa“ von Claudia Dathe und Andreas Rostek. Der Sammelband enthält Beiträge von ukrainischen und westeuropäischen Intellektuellen zur aktuellen politischen Situation in der Ukraine. Er enthält Texte von Juri Andruchowytsch, Elmar Brok, Laryssa Denysenko, Orlando Figes, Jörg Forbrig, Rebecca Harms, Jaroslav Hrytsak, Tamara Hundorowa, Halyna Kruk, Maxym Kidruk, Adam Michnik, Timothy Snyder, Martin Pollack, Taras Prochasko, Konrad Schuller, Natalka Sniadanko, Andrzej Stasiuk und Serhij Zhadan.

Die Grenzen vom Maidan übergreifend lassen sich folgende Ereignisse im kulturellen Leben in der Ukraine erwähnen: Im Jahr 2013 fanden schon traditionelle Kulturfestivals, wie Lemberger Buchforum, Meridian Czernowitz, Arsenal Bücherfestival und Gogolfest statt.

Zum wichtigen Ereignis wurde die Verleihung des Literaturpreises „Angelus“ an Oksana Sabuschko für den Roman „Museum der vergessenen Geheimnisse“.

Der Preis „Buch des Jahres“ der BBC wurde an Jaroslaw Melnyk für das Buch „Dalekyi prostir“ und der Preis „Kinderbuch des Jahres“ der BBC wurde an Marjana und Taras Prochasko für das Buch „Hto zrobyt snig“ verliehen.

2013 war auch ein publikationsreiches Jahr. Es wurden die Bildbände „Malevich“, „Sergei Paradschanow. Kollage. Cuvee. Objekt“ und der Lyrikband „Pjatyknyzzja“ von Hryhorij Czubaj herausgegeben. Der Band hat sich zu einem großen Projekt entwickelt. Er schließt Videokunst, Theaterperformances, Musik, Malerei und Installationen mit ein. Außerdem wurden die Anthologie der Frauenprosa „Z nepokrytoju golovoju“ von Vira Agejeva und die Bücherreihe „Ukrainische poetische Anthologie“ publiziert. Die letztere enthält Sammelbände von Lina Kostenko, Mykola Vingranovskyi, Jurij Andruchowytsch, Nazar Hontschar, Ivan und Taras Malkovych, Attyla Mogylnyj, Jurij Pozajak, Viktor Neborak und Taras Melnytschuk.

Zu meiner persönlichen Favoritenliste des Jahres 2013 gehören die Romane „Odnoji i toji samoji“ von Taras Prochasko, „Frau Müller ne nalaschtovana platyty bilsche“ von Natalka Sniadanko, „Sonja“ von Kateryna Babkina, „Mesopotamien“ von Serhij Zhadan, der Lyrikband „Pislja prozy“ von Juri Izdryk und das interaktive Projekt „Istoriji mojih zhinok“ von Irena Karpa.

 von Olga-Daryna Drachuk

 Quellen:

http://www.chytomo.com/

http://bookforum.ua/

http://www.translit-portal.de/majdan-ukraine-europa/

One Response to Literarische Szene in der Ukraine 2013

  1. nina
    17. 2. 2014 at 8:05 pm

    Ich finde auch die Maidan-Bibliothek eine sehr spannende Initiative. Im “Ukrainischen Haus” wurden zuerst ein paar Bücherregale aufgestellt. Demonstranten konnten Bücher bringen und kostenlos ausleihen. Da die Bücherzahl immer weiter stieg, entschloss man sich dazu, Teile davon an kleine Büchereien in ländliche Gebiete zu schicken, die von staatlicher Seite keine finanziellen Mitteln erhalten. Das finde ich echt super!

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