Nach dem eher förmlichen Ambiente der Botschaft ging es am Abend in einer ungezwungeneren Atmosphäre weiter. Unser Tross aus Übersetzern aus halb Europa zog eine oder zwei Straßen weiter, um in der Baráčnická rychta zunächst Kafka, dann ein zünftiges Abendessen und schließlich noch Herrmann Hesse in ungewohnter Gestalt zu genießen.
Aber der Reihe nach: In der ‚Baráčnická rychta‘, einem schummrigen Kellerlokal, sahen wir auf leeren Magen ein von der Karlstruppe, einem deutschsprachigen studentischen Theater, inszeniertes Spektakel, das Kafkas literarische und autobiografische Schriften ins Szenische übersetzt. Dass Kafka hier auch auf leeren Magen erträglich ist, ist der Inszenierung zu verdanken, die hier und da auf wuchtige Übertreibungen setzt und damit eine gehörige Komik entwickelt. Und richtig so – berichtete nicht Max Brod einmal, Kafka habe bei einer Lesung aus dem Prozess immer wieder schallend aufgelacht?
Mit gefülltem Magen ging es in den zweiten Teil des Abends. Kafka räumte die Bühne und überließ sie Hesse, dessen Steppenwolf vom Prager Septett Wunder Bar Band zu Musik verarbeitet wurde. Mit dieser Begegnung zweier Künste – der ja eigentlich auch ein Prozess des Übersetzens zugrunde liegt – endete der zweite Teil des Abends. In jeder Hinsicht gesättigt machten wir uns auf den Weg in unsere Quartiere und schlummerten wahrscheinlich alle bald ein. Schließlich schläft es sich mit vollem Magen am besten.
Hier finden Sie einige Fotos.
von Jakob Walosczyk
Wirklich ein interessanter und schöner Abend.