Zsuzsanna Gahse – Begegnung mit dem Text

8. 1. 2014

Es gefällt mir vorzustellen, als ob der Übersetzungsprozess eine Mehlabsiebung sei. Das Mehl sei der vom Autor verfasste Text, das Sieb sei das Bewusstsein des Übersetzers. Alles, was durch das Sieb durchgeht, ist der erfasste Sinn. Die Klumpen, die im Sieb bleiben, ist alles, was dem Verständnis entronnen ist.

Die Übersetzung des Textes von Zsuzsanna Gahse „Nichts ist wie oder Rosa kehrt nicht mehr zurück“ war eine Begegnung mit der Autorin und ihrer eigenartigen Welt. Das war ein Kennenlernen, ein Versuch der Entschlüsselung der Geheimcode, der Enträtselung der Andeutungen, der Erkennung der Symbole. Das war die Erfassung des Charakters des Textes, seiner Stimmung, seines Rhythmus und seiner Melodik. Das war die Versenkung in seine Tiefe. Das war das Spiel mit der Sprache, die Vieldeutigkeit, die Diskrepanz und der Wortmangel. Das war die Verantwortung, die Zurückhaltung, das Geduld, der Frust, die Überwindung, das permanente Lernen und das Selbsterkenntnis. Das war die Zersplitterung, die zur Einheit geworden ist. Und das war das Verständnis, dass das Ganze nur noch ein Versuch, nur noch eine von mehreren Möglichkeiten ist.

 von Olga-Daryna Drachuk

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