Einen Teil des gemeinsamen Workhsops, bei dem alle drei Gruppen mitmachten, widmeten wir dem Übersetzerprozess, wobei wir vor allem erfahren wollten, inwiefern sich der Prozess und die Herangehensweise des Übersetzens bei jedem Einzelnen unterscheidet bzw ähnelt.
Die Einleitung übernahm Claudia Dathe und sprach über die einzelnen Teile des literarischen Textes, auf die bei der Übertragung in eine andere Sprache geachtet werden muss. Nicht einzelne Wörter, Bedeutungen, Rhythmus und Form standen hier im Vordergrund, sondern vor allem Kontext, Stimmung, Intertextualität – wie kann ich mir sicher sein, dass ich wirklich alles wahrnehme? Wer oder was kann mir dabei helfen? Wie kann ich mir bei diesem Prozess selber weiterhelfen?
Während der entspannten und unterhaltsamen Diskussion stellte sich heraus, dass wir uns bei unseren Arbeitsprozessen sehr unterscheiden; während manche bei einem Wort stecken bleiben und so lange vor dem Computer sitzen, bis sie die richtige Lösung finden, gönnen die anderen dem Gehirn lieber eine kurze Pause, oder gehen sogar »mit ihrer Sprachlosigkeit spazieren« und warten auf einen spontanen Einfall. Sogar schon über den ersten Schritt ließ sich diskutieren – zuerst den ganzen Text lesen, oder gleich beim ersten Lesen losübersetzen? Reicht es aus, nur das zu übersetzte Buch zu lesen, oder sollte man schon das ganze œuvre gelesen haben, bis man sich an das Werk traut? Welche Unterschiede gibt es diesbezüglich, wenn man zeitgenössische Autoren übersetzt, oder wenn man sich beispielsweise an Kleist heranwagt?
Jeder hat seine Methoden, die ihm bei der Arbeit helfen, seien es künstliche Inszenierungen der Szenen, um der natürlichen Sprache ihren freien Lauf zu lassen, die Erstellung von Topikketten schon zu Beginn des Übersetzens, oder Umfragen bei Freunden, Bekannten, Nachbarn, zufälligen Passanten.
Uns war schon von Anfang an bewusst, dass wir keine absoluten Schlussfolgerungen aus der Debatte ziehen werden können, letztendlich kommt es auf den Übersetzer an, wie er sich mit der Arbeit befassen wird, jeder hat aber sicherlich etwas Neues erfahren und den einen oder anderen Tipp mitnehmen können. Auf jeden Fall ein spannendes Thema, das bei einem der weiteren Treffen wieder aufgenommen, oder vielleicht im Forum oder einfach hier im Blog weitergeführt werden könnte – wie verläuft der Übersetzungsprozess denn bei euch?
von Irena Smodiš