Erstes Netzwerktreffen findet von 15. bis 19. Januar 2014 in Krakau statt (Pressemeldung).
Mittwoch, 15. Januar
15.00 Uhr Modulbesprechung, Villa Decius
Donnerstag, 16. Januar
Begrüßung: Schamma Schahadat
9.30 – 11.00 Uhr Treffen Projektteam, Villa Decius
11.30 – 13.00 Uhr Treffen Projektteam mit den Werkstattleitern
13.00 Uhr Mittagessen, Villa Decius
14.00 Uhr Einführung und Begrüßung für die Teilnehmer und Werkstattleiter
Moderation: Schamma Schahadat
14.30 – 17.30 Uhr Einführung in das Kulturmanagement
Begrüßung: Małgorzata Różańska (Krakau)
Leitung: Antje Contius (Berlin), Amalija Maček (Ljubljana), Alida Bremer (Münster)
Antje Contius, Geschäftsführerin der S. Fischer Stiftung, wird an Hand von ihren jahrelangen Erfahrungen als Kulturvermittlerin zwischen Deutschland und Ost- bzw. Südosteuropa die Möglichkeiten einer gelungenen internationalen Zusammenarbeit vorstellen – die Synergien des deutschsprachigen Raumes und dessen Kulturinstitutionen bei der Vorstellung deutschsprachiger Literatur im Ausland und der Rezeption fremdsprachiger Literatur in Deutschland sowie auf dem Gebiet der Übersetzerförderung in beide Richtungen.
Alida Bremer spricht über ihre zahlreichen Projekte, die die kroatische Literatur und Kultur dem deutschen Leser nähergebracht haben – sei es bei Präsentationen auf der Leipziger Buchmesse oder im Rahmen der Veranstaltungsreihe anlässlich des kroatischen EU-Beitritts. Sie wird den Teilnehmern die konkreten Schritte vorstellen, wie man einen fremdsprachigen Autor am besten in Deutschland platziert (Portfolio, Verlag, Übersetzung, Lesungen, Werbung u.a.).
Amalija Maček präsentiert die Übersetzerförderung in Slowenien und spricht über die Schwierigkeiten, auf die man stößt, wenn man slowenische Autoren im deutschsprachigen Raum präsentieren möchte, u.a. das Problem der zweisprachigen Verlage in Kärnten und die Problematik des kleinen Sprachraumes. Außerdem geht sie auf die Rezeption der deutschsprachigen Autoren in Slowenien ein.
Ort: Villa Decius
19.00 Uhr Gelesenes
Yoko Tawada (Berlin): Wo Europa anfängt
In ihrem Essay Wo Europa anfängt geht Yoko Tawada auf eine Reise von Japan aus westwärts mit dem Ziel Europa, dem Ziel Moskau. In Gedanken und Vorstellungen verbindet sich Kindheitsgeschichte mit sibirischen Märchen, russischer Wildnis und dem tastenden Blick auf Räume, die sich durch immer neue Geschichten ständig wandeln.
Mit dem Essay und neueren Gedichten und deren Übersetzungen macht sich Yoko Tawada zusammen mit ihren Übersetzerinnen Ines Hudobec (Kroatisch), Magdalena Lewandowska (Polnisch) und Olha Krawtschuk (Ukrainisch) auf den Weg durch Europa und Japan und zeigt, wie Ideen, Sprachen und Texte aus Kulturen erwachsen und mit ihnen verwachsen.
Moderation: Paweł Zarychta (Krakau)
Ort: Villa Decius
Im Anschluss: Empfang
Freitag, 17. Januar
9.30 – 13.00 Uhr Kulturmanagement II – Workshops
Begrüßung: Claudia Dathe
9.30 – 11.00 Uhr 1. Einheit
11.00 – 11.30 Uhr Kaffeepause
11.30 – 13.00 Uhr 2. Einheit
Jeder Workshop wird jeweils zweimal angeboten, die Teilnehmer und Consortiumsmitglieder können zwei von drei Workshops wählen. Die Workshops finden auf Deutsch statt.
1. Workshop zur Literaturvermittlung in Mittelosteuropa
Leitung: Renata Serednicka (Krakau)
Die europäische Literaturvermittlung wurde in Krakau von Karl Dedecius initiiert. Dank seiner Idee „Renaissance 2000“ entstand hier in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre ein Kultur- und Literaturzentrum, das internationale Stipendien für Autoren und Übersetzer anbot. Fast in derselben Zeit wurde in der Villa Decius die „Arbeitsgruppe Literatur“ ins Leben gerufen, die den Auftritt Polens auf der Frankfurter Buchmesse 2000 (Veranstaltungen, Begleitpublikationen etc.) organisieren sollte. Die Arbeitsgruppe Literatur ist heute als Instytut Książki (Buchinstitut) weiter aktiv. Renata Serednicka stellt am Beispiel der Villa Decius vor, mit welchen Formaten die literarischen Landschaften in Polen, der Ukraine, Weißrussland und Polen miteinander verknüpft werden. Thema des daran anschließenden Workshops ist die Frage, welche neuen Vermittlungswege und –formate es für diese Arbeit gibt und welche Entwicklungspotentiale sich in künstlerischer Hinsicht für die nächsten Jahre ergeben.
2. Workshop „Übersetzer und Zeitschriftenverleger im Team“
Das Schreibheft, Zeitschrift für Literatur, begründet 1977, wird seit 1982 von Norbert Wehr herausgegeben. Es gilt als eine der führenden Literaturzeitschriften im deutschsprachigen Raum. Das von Norbert Wehr entwickelte redaktionelle Konzept der Zeitschrift besteht darin, einen Gegenstand – sei es ein Autor, ein Buch, eine literarische Gruppe, sei es die Literatur einer Sprache – in Schwerpunkt-Dossiers zu facettieren und möglichst viele O-Töne literarischer, biographischer, übersetzerischer oder wissenschaftlicher Auseinandersetzung zu versammeln.
Keine Potpourries sollen so entstehen, keine Additionen guter und wichtiger Texte – Anspruch ist vielmehr, ein Gespräch zwischen Schriftstellern, ihren Büchern und Konzepten zu inszenieren sowie geistesverwandtschaftliche Echo-Räume und kommunizierende Röhrensysteme herzustellen.
Norbert Wehr wird am Beispiel ausgewählter Hefte Auskunft geben, wie er mit Autoren und Übersetzern zusammenarbeitet, damit diese Schwerpunkte entstehen.
Leitung: Norbert Wehr (Köln), Alida Bremer (Münster)
Moderation: Schamma Schahadat (Tübingen)
3. Der Übersetzer kommt aus dem Schrank – Workshop zur Rolle des Übersetzers
Leitung: Iwona Nowacka (Krakau)
Der Workshop Übersetzer tritt aus dem Schatten heraus, er kommt aus dem Schrank und Keller hat das Ziel, die Rolle des Übersetzers in der Außenwelt, außerhalb des übersetzerischen Prozesses zu reflektieren. Im Mittelpunkt stehen die Stichbarkeit des Übersetzers, seine Rolle als Kurator der eigenen Ideen und sein Einfluss auf die Kulturvermittlung.
Ort: Villa Decius
15.00 – 18.00 Uhr Getauschtes – Gemogeltes – Gespieltes – Gesucht und gefunden: Die Seiten der Übersetzung
Begrüßung: Goethe-Institut
Getauschtes: Ryszard Wojnakowski (Krakau): Übersetzen in große und kleine Sprachen. Asymmetrien
Trotz vielfältiger Bemühungen können die Literaturvermittler und hier insbesondere die literarischen Übersetzer nur sehr wenig Einfluss auf die Politik der Verlage nehmen. Für die Verlage zählt heutzutage die marktgerechte Umsetzung des literarischen Erfolgs, wichtig ist das florierende Geschäft mit dem Buch, weniger die literarische Qualität. Wie sich literarische Übersetzer hier positionieren und welche Rolle die kleinen Sprachen dabei spielen, beleuchtet Ryszard Wojnakowski in seinem Vortrag.
Parallel:
Gemogeltes: Dinge, die es anderswo nicht gibt
Ob Farbbezeichnungen, Mischsprachen, Gefühlslagen, Orte, Modeströmungen, Gedenkformen oder Feiertage – jede Kultur kennt typische Phänomene, die in anderen Kulturen unbekannt sind. Übersetzerinnen und Übersetzer aus dem Übersetzungsprojekt TransStar Europa machen solche Phänomene in Deutschland, Kroatien, Slowenien, Polen, Tschechien und der Ukraine ausfindig und zeigen, wie sie in literarischen Übersetzungen damit verfahren.
Moderation: Radovan Charvát (Prag)
Gesucht und gefunden: Literatur live übersetzen
Jurko Prochasko (Lwiw), literarischer Übersetzer aus dem Deutschen ins Ukrainische, und Dorota Stroińska (Berlin) übersetzen mit dem Publikum gemeinsam Goethes Wahlverwandtschaften und demonstrieren den Prozess vom Lesen des ersten Satzes über die Suche nach brauchbaren Formulierungen bis hin zur fertigen Textpassage. Die Die Übersetzung gestaltet sich als doppelter Dialog: zwischen Publikum und den Übersetzern.
Gespieltes: Was wir für unübersetzbar halten – Sammelwand für jedermann
An einer großen Plakatwand kann jeder mitsammeln: Verwirrendes, Unübersetzbares, Mehrdeutiges.
Moderation: Tanja Žigon (Ljubljana)
Ort: Goethe-Institut Krakau
19.00 Uhr
Gespieltes: Ulrike Almut Sandig (Berlin) & Marlen Pelny (Berlin): Dichtung für Freunde der Popmusik
So rhythmisch wie klangvoll liest Ulrike Almut Sandig Gedichte aus ihren Bänden DICKICHT und STREUMEN; Marlen Pelny begleitet sie mit Gitarre und Stimme. Das Ergebnis ist ein dritter Weg neben Gedicht und Songpoetry und beglückt nebenbei auch die Freunde der Popmusik, die immer behaupten, Gedichte wären nichts für sie. Aber wer will schon weg, wenn »leis aus zwei blauen Boxen ein fast verschwundener Ozean rauscht«?
Ort: Alchemia
Samstag, 18. Januar
9.30 – 13.00 Uhr
Gutachten für Verlage (Gruppenarbeit)
Begrüßung: Amalija Maček (Ljubljana)
Leitung: Claudia Dathe (Tübingen), Daniela Kocmut (Graz), Kristina Kallert (Regensburg)
Zu einer Aufgabe von literarischen Übersetzern gehört es, sich als Scout auf dem Literaturmarkt zu betätigen, neue Bücher und Autoren ausfindig zu machen und diese an Verlage und Kulturveranstalter heranzutragen. Im ersten Teil der Veranstaltung werden gemeinsam Leitlinien zur Erstellung von Verlagsgutachten zusammengetragen. Im zweiten Teil erarbeiten die Teilnehmer in einer Gruppenarbeit ein Gutachten zu einem Buch ihrer Wahl. Diese Gutachten werden im dritten Teil präsentiert und gegenseitig bewertet.
Ort: Villa Decius
15.00 – 17.00 Uhr Gelesenes
Neue deutsche Prosa, frisch übersetzt
Begrüßung: Elżbieta Kapral
Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Projekt „TransStar Europa“ lesen aus ihren Übersetzungen
Lukas Laski liest aus Peter Licht „Die Geschichte meiner Einschätzungen am Anfang des dritten Jahrtausends“
Egal ob Geld, Liebe, Sonne oder Sofa, bei Peter Licht flicht sich in jeden Satz ein neues Schillern, das die Dinge erst ein bisschen und schließlich vollkommen anders erscheinen lässt, als sie eben noch waren, bis vom Ursprünglichen nichts mehr übrig ist.
Sofia Zucharska liest „Der erste Schnitt“ aus dem Erzählband Büchsenlicht von Svenja Leiber
Jula, die Polizistentochter und die anderen Jugendlichen im Dorf – eine Geschichte des Irrens zwischen unbestimmter Hoffnung im Erwachsenwerden und einem abschnürenden Unbehagen in der Trostlosigkeit eines vorherbestimmten Lebens.
Karolina Matuszewska liest aus: „Nichts ist wie“ von Zsuzsanna Gahse
Rosa kommt aus der ihr vertrauten Welt in Ungarn in die deutsche Fremde, ihr Ankommen vollzieht sich über das Erlernen von Sprachfloskeln und das Auffinden von Kaffeehäusern.
Magdalena Stefańska liest aus „Aller Tage Abend“ von Jenny Erpenbeck
„Was wäre wenn?“, fragt Jenny Erpenbeck in ihrem Roman, der mit seinem Figuren und Schicksalen das ganze 20. Jahrhundert umschließt. Welche Konsequenzen hat es für die Hinterbliebenen, wenn jemand stirbt? Welche Wende erfährt das Leben durch den Tod? Und für den Toten: Was hätte noch werden können, welches Leben kann nicht mehr gelebt werden?
Moderation: Sława Lisiecka (Łódź)
Ort: Café Czuły Barbarzyńca
19.00 Uhr Gekreuztes
Lesung und Gespräch: Sylwia Chutnik „Dzidzia“ mit dem Übersetzerinnentandem Magda Wlostowska und Sofia Zucharska
Titelheldin ist ein Kind, das mit Wasserkopf und ohne Glieder geboren wurde. Vor einem halben Jahrhundert hat Dzidzias Großmutter bei den Deutschen zwei Polinnen denunziert, die Flüchtlinge aus dem durch den Aufstand vernichteten Warschau waren. Das „Rumpf-Kind“ wird zu einem Medium, das Kontakt zur Kriegswirklichkeit hat. Das Buch initiierte eine Unmenge von Fragen bezüglich der Nationalkomplexe, des polnischen Katholizismus und Antisemitismus und belebte die Diskussion über die patriarchale Ordnung. All das sowie die Begegnung der Übersetzerinnen Magdalena Włostowska und Zofia Sucharska mit „Dzidzia“ werden Gegenstand des Lese- und Gesprächsabends sein.
Ort: Bunkier sztuki
Moderation: Olaf Kühl (Berlin)
Sonntag, 19. Januar
10.00 Uhr Abschlussbesprechung Consortium
Adressen der Veranstaltungsorte:
Villa Decius, ul. 28 Lipca 1943 Roku 17a
Goethe-Institut Krakau, Rynek Główny 20
Café Czuły Barbarzyńca, ul. Powiśle 11
Alchemia, ul. Estery 5
Bunkier Sztuki, Plac Szczepański 3a