„Sibirischer Traum. Eine weglose Geschichte“
„Sibirischer Traum. Eine weglose Geschichte“ von Zofia Piłasiewicz ist eine Geschichte für alle, in denen eine unerklärte Sehnsucht nach weit entfernten, wilden Gebieten döst, wo Flüsse, Zedern und Lärchen auf dem endlosen Raum regieren. Es ist eine Geschichte für diejenigen, deren Lungen und Seelen die Luft, die nach Leben duftet, brauchen – eine Geschichte für Draufgänger, die bereit sind, die ganze Bequemlichkeit, allerlei Gewohnheiten und Überzeugungen, die angesichts der allmächtigen Kräfte der Natur ganz belanglos sind, loszuwerden.
Die Autorin Zofia Piłasiewicz ist eine Psychologin von Beruf. Reisen und Schreiben wurden zu ihrer Leidenschaft. Für ihren Bericht über die Exploration der höchsten Jenissei-Zuflüsse wurde sie 2005 mit dem Preis Kolosy (Kategorie Reisen) ausgezeichnet. Die Autorin wurde mehrmals in polnischen Lyrikwettbewerben ausgezeichnet. Sie beschäftigt sich auch mit Fotografie.
In dem Werk „Sibirischer Traum“ beschreibt Piłasiewicz ihre zwei Reisen nach Sibirien in Regionen von Tuwa und Burjatien, die sie mit ihrem Mann und einer Gruppe von Bekannten gemacht hat. In beiden Fällen fängt das Abenteuer in der transsibirischen Eisenbahn an. Vier Tage und Nächte überfüllt mit den Gesprächen mit Mitreisenden, die miteinander ihre Lebensgeschichten teilen, Schach- und Kartenspiele, Unmengen von getrunkenem Alkohol, lokale Leckereien an den Bahnhöfen, Rattern der Eisenbahnräder als Schlaflied… Ca. 5 000 km… Sljudjanka am Südufer des Baikalsees – es ist die Zeit, auszusteigen. Am Anfang der ersten Expedition begleiten wir die Autorin und ihre Bekannten bei der Fahrt mit dem alten GAZ 66, flehen lokale Götter und Geister um Wohlwollen an, um sich endlich auf einen langen Marsch durch die Taiga zu begeben, während dessen wir einen heroischen Kampf mit Unmengen von Hindernissen führen. Das Hauptziel der Expedition ist Zurücklegung einer Strecke auf den Flüssen Issyk-Sug und Chamsara bis Jenissei auf selbst gebauten Katamaranen. Unvorhersehbares Wasser, Unwetter, Schmerz, Gefahr seitens wilder Tiere, Unsicherheit, Angst, physische und psychische Erschöpfung sind unsere Begleiter. Gleichzeitig aber genießen wir die himmlische Ruhe, allgegenwärtige Naturwunder und das außergewöhnliche Gefühl der absoluten Freiheit. Die zweite Expedition fängt in Kysyl, der Hauptstadt von Tuwa an. Das Ziel – Fluss Ulug-O. Trotz größerer Erfahrung bieten wir die Stirn den ähnlichen Problemen wie letztens. Zum Trost eröffnet sich für uns seit langem ersehnte Taiga mit allen ihren Schätzen. Nicht zu unterschätzen während der beiden Reisen waren auch Begegnungen mit Einheimischen – mit ihrer Kultur, Schamanismus, ungewöhnlichen Sitten und Bräuchen. Die Krönung dieser Begegnungen war die Teilnahme an dem Volksfest Naadam.
„Sibirischer Traum“ ist kein typischer Reisebericht. Der Stil und die Form des Werkes mäandrieren wie ein sibirischer Fluss. Die Autorin vermischt detaillierte Beschreibungen der Natur mit fachsprachlichen Begriffen aus dem Segelbereich, Dialogen wie aus einem Abenteuerroman, Poesie und tuwinischen Mythen.
Ich empfehle das Buch allen, die nach etwas Frischem suchen – sowohl hinsichtlich der Form als auch des Inhalts.
von Magdalena Lewandowska