Sind Tim Burton’s Filme ein Teil der populären Massenkultur oder nicht? Nein doch. Ja klar. Jein. Wer ist Tim Burton? Der Name ist nicht allen bekannt. Aber wer kennt nicht den Batman? Doch wer kennt seinen Vincent? Und seine Zeichnungen, seine Phantasiewelt, seine unverwirklichten Projekte?
Es tut mir leid, dass ich hier über etwas berichte, das sich außerhalb unseres Länderachtecks abspielt, ja, sogar über eine Ausstellung eines Mannes aus den „bösen“ USA, die mit unserer Übersetzungsproblematik auf den ersten Blick nur wenig zu tun hat … Aber ehrlich gesagt, ich kann nicht anders. Ich liebe ihn nämlich bzw. ich liebe seine Kunst: seine Phantasie, seine Horrormärchenmotive (in dieser Reihenfolge), das Schauerliche, das sich derart mit Lustigem vermischt, dass man vergisst, sich zu fürchten. „Corp’s Bride“ oder die „Nightmare before Christmas“… und der eher unbekannte „Vincent“. Das ist für mich Tim Burton. Dass er auch der Regisseur von „Batman“ war, habe ich erst dank der Ausstellung erfahren und war ein wenig verwundert. Vielleicht sogar ein wenig enttäuscht? Ehrlich gesagt, weiß ich nicht, ob ich diesen Batman überhaupt gesehen habe.
Aber zu der Ausstellung: Also – die ist jetzt leider schon vorbei. Nachdem sie am 28.03.2014 feierlich eröffnet und am 03.08.2014 trotz herbeiströmender Schaulustiger nicht nur aus ganz Tschechien, sondern wortwörtlich aus der ganzen Welt, wieder geschlossen wurde, kann man nur noch hoffen, dass sie bald auch in einer anderen europäischen Stadt gezeigt wird. Schön war sie. Amüsant war sie. Man konnte sich alle Kino- sowie Kurzfilme von Burton im Ausstellungskino anschauen, man konnte sich auf ein Riesenkissen werfen und ein bisschen von dem ganzen Herumstehen verschnaufen, aber vor allem: man konnte ein wenig die Art und Weise des Schaffens dieses Autoren erfahren. Wie entstehen seine Figuren? Wie entwickeln sie sich? Glaubt mir, die sind durchaus realitätsbezogen. Egal ob die tote Braut oder irgendeine nur so im Zug illustrierte Frauenfigur – die Handschrift des Meisters erkennt man auf den ersten Blick. Wenn ihr irgendwann mal in ferner Zukunft die Möglichkeit habt, euch die Ausstellung anzusehen, zaudert nicht lange. Punkt.
Kommen wir aber zu der Übersetzungsproblematik oder anders ausgedrückt: zu den offenen Fragen:
Übersetzt man in eurem Land normalerweise die Filmtitel? Und wie heißt dann z.B. „Corp’s Bride“ und „Nightmare before Christmas“ in eurer Sprache? In Tschechien (zum Glück) schon, und sie heißen so: „Mrtvá nevěsta“ und „Noční můra před Vánoci“.
Wie heißt in eurer Sprache der kleine (tote) Hund von Victor (dem Lebendigen im Reich der Toten) in der „Mrtvá nevěsta“? Bei uns ist es Kosťa (abgeleitet von Knochen, nicht Konstantin).
Und eine Frage zum Schluss – knacken wir auch noch diese Nuss?: Tim Burton hat sich unter anderem mit Illustrationen von „grausamen“ Sprichwörtern abgegeben. Eine Illustration lege ich (abfotografiert vom Ausstellungskatalog in der Hoffnung, dass man das darf) bei.
Die Beschreibung dazu lautet: „Tongue Twister“. Hm, da kommen wir mit dem Tschechischen jazykolam oder dem deutschen Zungenbrecher auch nicht voran. Und wie würde man in euren Sprachen ein Bild von Mann und Frau überschreiben, die, mit dem Rücken aneinander angelehnt, blutige Hände in ihren eigenen Händen halten? „They like to hold their hands“, lautet die Überschrift auf Englisch. Das war einfach (für die Tschechen): Rádi se drží za ruce. Was aber mit einem scheinbar Augenlosen anfangen, dessen Augen bequem auf Liegestühlen liegen, mit einem Cocktail in den Händen?: „He’s giving his eyes a rest“. Aha?
Soweit, so gut. Verzeiht mir diese amerikanische Abschweifung, die (zumindest für mich) mit Amerika an sich überhaupt nichts zu tun hat. (Außerdem ist der Burton mit einer Britin verheiratet.) Ich freue mich auf eure Übersetzungsvorschläge in sechs Sprachen.
Und sollte dies nur eine leichte Sommerübung sein! Sei es uns gegönnt. Ich wünsche euch auch weiterhin einen erholsamen Sommer!
P.S. Habt ihr Tipps auf interessante Ausstellungen (egal wo?)
von Petra Grycová