In Tübingen tagen vom 5. bis zum 7. April 2013 die Arbeitsgruppen Slowenisch-Deutsch, Tschechisch-Deutsch, Kroatisch-Deutsch, Polnisch-Deutsch. Im Verlauf von drei Tagen arbeiten die Teilnehmer sprachpaarbezogen mit ihren Werkstattleitern und gruppenübergreifend zusammen. In den gemeinsamen Arbeitsphasen werden die Teilnehmer sprach- und kulturübergreifende Fragen des literarischen Übersetzens erörtern und für ihre Textarbeit fruchtbar machen. Ziel ist es dabei insbesondere, kulturspezifische Herangehensweisen an das Übersetzen zu identifizieren und aus den unterschiedlichen Erfahrungen zu lernen.
In der Arbeitsgruppe Slowenisch-Deutsch bearbeitet die Werkstattleiterin Daniela Kocmut mit den Teilnehmern unter anderem einen Text des slowenischen Gegenwartsautors Maruša Krese.
Matthias Jacob behandelt in der Arbeitsgruppe Kroatisch-Deutsch an fünf Beispieltexten konkrete Probleme der Übersetzung kroatischer literarischer Texte und unternimmt den Versuch, sie zu systematisieren und die Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Ausgangs- und Zielsprache herauszuarbeiten.
Die Arbeitsgruppe Polnisch-Deutsch mit dem Werkstattleiter Olaf Kühl nähert sich dem Übersetzen über die Diskussion der Textauswahl. Die Teilnehmer haben mit Tomasz Rózycki, Sylwia Chutnik und Ignacy Karpowicz Autoren mit einer außerordentlichen stilistischen Bandbreite gewählt. In den Werkstatttagen wird es darum gehen, die Übersetzungsprobleme und mögliche Lösungen zu skizzieren und so die weitere Arbeit im Anschluss voranzubringen.
Kristina Kallert arbeitet in der Gruppe Tschechisch-Deutsch zunächst mit allen Teilnehmern an einem gemeinsamen Text von Jan Balabán.
Hier finden Sie einige Fotos.
Auszug aus dem Werkstattbericht von Daniela Kocmut (Slowenisch-Deutsch):
Am Vormittag (5. April) fand die gemeinsame Gruppenarbeit mit den anderen Werkstätten statt, bei der allgemeine und spezifische Phänomene des literarischen Übersetzens aus Südosteuropäischen Sprachen ins Deutsche behandelt und diskutiert wurden. Dabei haben die WerkstattleiterInnen von ihren beruflichen Erfahrungen berichtet und die Teilnehmer konkrete Fragen zu Übersetzungsproblemen gestellt. Es entstand eine angeregte Diskussion, bei der auch viele dieser Fragen gemeinsam beantwortet werden konnten.
Am Nachmittag (5. April) fand die erste Werkstatt in Einzelgruppen statt, die wir mit einer „Icebreaker-Aktivität“ gestartet haben, bei der sich die Teilnehmer über ihre Erfahrungen bei den Probeübersetzungen für die Projektbewerbung ausgetauscht haben. Sie sollten auf einer Kopie ihre Erfahrungen zu folgenden Punkten notieren:
Alle von uns haben die Erfahrung gemacht, dass … Artikel, Wortspiele, Generelle Schwierigkeiten, Nähe vs. Distanz
2-3 von uns haben die Erfahrung gemacht, dass … Partikel, Interpunktion
1 von uns hat die Erfahrung gemacht, dass … Reime bei Lyrik, Schöpfung von Eigennamen, Lexik, Interjektionen
Keine/-r von uns hat die Erfahrung gemacht, dass … literarisches Übersetzen langweilig ist
Danach haben wir die Antworten der TN auf einem Flipchart gesammelt:
Um den Einstieg in die Übersetzungsanalysen einzuleiten, haben wir uns zunächst mit Übersetzungen der Gedichte von Maruša Kreses Lyrikband „Yorkshire-Tasche“ befasst, indem wir den AT und den ZT miteinander verglichen und diskutiert haben. Dabei haben wir auch über wichtige Punkte der Lyrikübersetzung gesprochen und ich habe auf einige wichtige Faktoren hingewiesen, die beim Lyrikübersetzen beachtet werden müssen. Dazu zählen auch allgemeine Informationen wie z.B., dass man zur/zum Autorin, zum Werk recherchieren muss, Rezensionen lesen und die Biografie kennen sollte, ehe man sich ans Werk macht (oder spätestens beim Überarbeiten eines Textes, falls man nicht „voreingenommen“ sein möchte).
Auszug aus dem Werkstattbericht von Matthias Jacob (Kroatisch-Deutsch):
Alle 5 Werkstattteilnehmende haben im Vorfeld des Treffens 5 Passagen aus kroatischen Romanen übersetzt, ihre Übersetzungsvarianten wurden in einer intensiven gemeinsamen Lektüre verglichen und die auftretenden Probleme eingehend erörtert und dabei versucht die jeweiligen spezifischen translatorischen Probleme der Texte herauszuarbeiten. Neben der Besprechung im Plenum wurde auch das gegenseitige Lektorieren bzw. Redigieren erprobt. Da in dem Kurs Teilnehmende aus Österreich, der Schweiz und Deutschland waren und wir somit 3 Varianten des Deutschen diskutieren konnten, ergab sich bisweilen ein überraschender produktiver Verfremdungseffekt, der sich insbesondere beim mündlichen Vortrag der übersetzten Texte bemerkbar machte.