Gutachten für Verlage (Gruppenarbeit)

Krakau, Villa Decius, 18. Januar 2014
8. 2. 2014

Leitung: Claudia Dathe (Tübingen), Daniela Kocmut (Graz), Kristina Kallert (Regensburg)

Im ersten Teil der Veranstaltung erörterte Frau Dathe die Rolle des literarischen Übersetzers als Scout auf dem Literaturmarkt sowie eine Auswahl an möglichen Vermittlungsformaten im Rahmen des Kulturmanagements.

Als Vermittler von Literatur sind Übersetzer auch dafür verantwortlich, dass andere Akteure im Literaturbetrieb von neuen/interessanten Autoren Kenntnis erhalten. Von besonderer Bedeutung dabei ist die Argumentation, welche Kriterien bei einem konkreten Buch ausschlaggebend sind, es zu empfehlen (oder abzulehnen).

Als mögliche Betätigungsfelder, Literatur zu vermitteln, wurden dargestellt: Empfehlen von Büchern mithilfe von Verlagsgutachten, Mitarbeit in Jurys, Vorschläge für Preise, Programmgestaltung für Literaturhäuser/Festivals/Literaturveranstalter, Mitarbeit an (elektroni­schen) Literaturzeitschriften.

Näher haben wir uns mit dem Verlagsgutachten beschäftigt. Verlage können ein schriftliches Gutachten über ein Buch, dass sie empfohlen bekommen haben, von Experten anfordern, um sich ein Urteil darüber bilden zu können. Oder der Übersetzer schlägt ein Buch in einem nicht angeforderten Gutachten vor. In beiden Fällen soll das Gutachten eine schnelle Orientierung bezüglich des Inhalts und der literarischen Qualität des Textes geben und dem Lektor im Verlag dabei helfen zu entscheiden, ob das Buch in sein Verlagsprogramm passt und ob das Buch Leser finden kann.

Das Gutachten soll übersichtlich gegliedert sein und zwei bis drei Seiten umfassen. Die empfohlenen Inhalte sind:

  1. Kurzzusammenfassung (mit Hilfe der 6 W-Fragen Wer? Was? Wann? Warum? Wo? Wie?)
  2. Inhalt einschließlich Handlung, Ort, Zeit, Figuren
  3. Sprachliche Gestaltung
  4. Kurzvita des Autors
  5. Einordnung des Werkes in den literarischen Zusammenhang im Ausgangs- und Zielland
  6. Abschließendes Urteil

Eine Übersetzungsprobe soll beigefügt werden, wobei auch Aspekte, die subjektiv als problematisch angesehen werden, einbezogen werden sollen, damit auch dazu das Feedback vom Lektor erlangt wird.

Im zweiten Teil der Veranstaltung erarbeiteten die Teilnehmer selbstständig in kleinen Gruppen jeweils ein Verlagsgutachten zu einem selbst ausgewählten Buch unter Leitung von Werkstattleiterinnen Claudia Dathe, Kristina Kallert und Daniela Kocmut. Die Gutachten wurden abschließend präsentiert und gegenseitig bewertet. Dabei wurden die Form, die Gliederung, der Inhalt und die Argumentation gesondert und fallspezifisch beurteilt. Praxisorientierte Tipps anhand von konkreten Gutachten wurden vermittelt, unter anderem: das Layout nicht übergestalten, die Sprache bewerten und mit Beispielen unterlegen, poetische Seiten und Schwachstellen (Trivialität) des Textes herausstellen, signalhafte, kürzere, klare Sätze verwenden, das Gesamtkonzept und die Besonderheiten des Textes erläutern, eine aufsteigende Linie bei der Argumentation verfolgen.

Die Teilnehmer haben im Rahmen dieser Veranstaltung praxiserprobte Kenntnisse für die Tätigkeit als Kulturvermittler erlangt. Die Ergebnisse der praktischen Arbeit und die Empfehlungen aus der anschließenden Diskussion können in konkrete Projekte der Teilnehmer einfließen.

Hier finden Sie einige Fotos. Besuchen Sie auch unsere FB-Seite.

von Karmen Schödel

 

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