Einführung in das Kulturmanagement

8. 2. 2014

Einführung in das Kulturmanagement: Antje Contius, Alida Bremer und Amalija Maček im Gespräch mit Schamma Schahadat

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Antje Contius, die Geschäftsführerin der S. Fischer Stiftung und freie Lektorin für osteuropäische Literaturen für Verlage in Österreich, Deutschland und der Schweiz, eröffnete die Vorlesung zum Kulturmanagement und hielt einen Vortrag, in dem sie mehrere Stiftungen vorgestellt hat. Das Publikum hatte die Gelegenheit von verschiedenen Projekten, Staatsinitiativen, Partnerschaften und staatlich-bilateralen Kulturbegegnungen zu hören. Die TeilnehmerInnen konnten aus konkreten Beispielen erfahren, wie sie änliche Programme auch selbst managen können.  Besonders informativ war die Geschichte von der Gründung des S. Fischer Verlags, dessen Tätigkeiten im Jahr des 128-jährigen Jubiläums für alle in der Branche noch immer inspirierend sind. Das Unternehmen ist heute eines der bedeutendsten deutschen Häuser für Belletristik. Von Anfang an veröffentlichte der Verleger zeitgenössische Autoren sowie Werke der Weltliteratur. Schwerpunkte vom heutigen Programm (Politik,  Natur- und Gesellschaftswissenschaften,  Geschichte,  Psychologie) knüpfen an die Tradition des Hauses an. Neben deutschsprachigen und internationalen Gegenwartsautoren beinhaltet es auch einen Sachbuchbereich und Moderne Klassiker. Der heutigen Unternehmensgruppe unterstehen die Verlage Fischer Taschenbuch, Krüger Verlag, Scherz Verlag, Fischer FJB und Fischer Kinder- und Jugendbuchverlag; seit 2013 genauso die Kinderbuchprogramme Fischer KJB, Sauerländer, Meyers Kinderbuch und Duden Kinderbuch.

Um den TeilnehmerInnen beizubringen, wie ein multilaterales Labor entsteht, sprach Contius im zweiten Teil des Vortrags von Traduki, einer bunten Matrix, die als ein partnerschaftliches Projekt entstanden ist. Dieses europäische Netzwerk versammelt zwölf Sprachen und kooperiert intensiv am Buchmarkt mit Albanien, Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Deutschland, Kosovo, Kroatien, Liechtenstein, Mazedonien, Montenegro, Österreich, Rumänien, der Schweiz, Serbien und Slowenien. Das Übersetzungsprogramm von Traduki, das vom Bundesministerium für europäische und internationale Angelegenheiten der Republik Österreich, dem Auswärtigen Amt der Bundesrepublik Deutschland, der Schweizer Kulturstiftung Pro Helvetia, dem KulturKontakt Austria, dem Goethe-Institut und der S. Fischer Stiftung initiiert wurde, bemüht sich, dass die Literatur und Bücher von Autoren aus den oben erwähnten Ländern in die eine oder andere Zielsprache kommen.

 von Bojana Bajić

Die in Münster lebende Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Übersetzerin aus Split Alida Bremer teilte mit den NachwuchsübersetzerInnen ihre reichen Erfahrungen als Literaturvermittlerin und -förderin. Ihre Darlegungen eröffnete sie mit einem konkreten Beispiel ihres Engagements, nämlich mit dem umständlichen Prozess, welcher der Veröffentlichung ihrer Übersetzung des Gedichtes „Krakow, Kazimierz“ von Delimir Rešicki voranging.

Delimir Rešicki gilt als einer der wichtigsten zeitgenössischen Dichter Kroatiens, war aber im deutschsprachigen Raum eher unbekannt. Um ihn dort vorstellen zu können, verfasste Alida Bremer ein Portfolio mit biographischen Skizzen und Probeübersetzungen und sprach bei dem deutschen Publizisten Norbert Wehr vor. Literaturzeitschriften spielen in diesem Prozess eine sehr wichtige Rolle. Nach der Veröffentlichung bekamen Rešickis Gedichte sehr gute Kritiken in den deutschen Medien.

Ohne Literaturagenten komme man als Prosaautor schwer an große deutsche Verlage. Lyrik oder Theaterstücke werden auf andere Art vermittelt, vor allem Lyrik hat es dabei besonders schwer, so Bremer.

Ein Fall für sich sei die weltbekannte kroatische Dramaturgin Ivana Sajko. Im Februar und im März 2008 schrieb sie gemeinsam mit Alida Bremer, Delimir Rešicki und Edo Popović den Blog Kroatisches Quartett für Arte TV. In demselben Jahr war Alida Bremer als Leiterin des von der Robert Bosch Stiftung unterstützten Projektes „Kroatien als Schwerpunktland zur Leipziger Buchmesse“ tätig. Nach vielen kleinen Schritten und kostenlosen Dienstleistungen ihrerseits gelang es Alida Bremer innerhalb von nur zwei Jahren 40 Neuerscheinungen (darunter einige Sammelbände, Sondernummern von Zeitschriften, Publikationen über Kroatien und neue Auflagen alter Übersetzungen) der kroatischen Literatur in Deutschland anlässlich der Leipziger Buchmesse zu veröffentlichen. Von der Größe dieses Erfolges zeugt die Tatsache, dass in den letzten 150 Jahren insgesamt nur 90 Werke der kroatischen Belletristik auf Deutsch erschienen sind.

Eine Erfolgsgeschichte ist auch der kroatische Autor Edo Popović, der mittlerweile im deutschsprachigen Raum mit sechs ins Deutsche übersetzten Büchern ziemlich bekannt ist. Dazu trug bei, erklärte Bremer, dass er bestimmte Marketingerwartungen erfüllte: Er gehört zur Rock-and-Roll-Generation, arbeitete als Kriegsreporter, schreibt realistisch, postsozialistisch und, im Unterschied zu vielen anderen Autoren, die nicht einmal Englisch können – spricht er sogar Deutsch. So konnte er zusammen mit seinem deutschen Pendant und anfänglichen „Lockvogel“ fürs Publikum Clemens Meyer an den Lesungen in Deutschland erfolgreich teilehmen.

Doch diese Geschichte ist eher ein Einzelfall unter zahlreichen Versuchen, deutsche Verlage auf kroatische Autoren aufmerksam zu machen. Diese Arbeit sei oft mühsam und enttäuschend, weil 90% der Bemühungen in dieser Richtung einfach misslingen würden. Trotzdem rät Alida Bremer, an Autoren, die man fördern will, zu glauben, und nicht gleich aufzugeben, weil große Verlage eben nicht leicht zu gewinnen sind.

Alida Bremer ist außerdem freie Mitarbeiterin der S. Fischer-Stiftung und des Netzwerks Traduki, und ihre fördernde Arbeit bezieht sich nicht ausschließlich auf kroatische Autoren, sondern auch auf montenegrinische, bosnische, serbische und slowenische. So ist für die Leipziger Buchmesse ein Hörbuch mit dem Titel „Ihr werdet noch von uns hören!“ enstanden, eine Doppel-CD mit den Aufnahmen von übersetzten Werken von 15 AutorInnen aus diesen Ländern.

Durch dieses umfangreiche Projekt konnten sich auch manche ÜbersetzerInnen etablieren und zur deutschen Stimme der jeweiligen AutorInnen werden. Diesbezüglich warnte Bremer, dass AutorInnen manchmal zu hohe Erwartungen an eine Übersetzung haben und oft sehr enttäuscht sind, wenn das Buch keinen Verlag findet oder ohne Erfolg bleibt. Es kann passieren, dass der Misserfolg dann dem/der ÜbersetzerIn vorgeworfen wird, da erwartet wird, dass er/sie nicht nur übersetzt, sondern auch als AgentIn agiert, obwohl er/sie dazu gar nicht ausgebildet ist. Da auf dem deutschen Büchermarkt eine ziemlich gnadenlose Konkurrenz herrscht, für die junge ÜbersetzerInnen normalerweise nicht formell vorbereitet werden, ist die Möglichkeit, Erfahrungen wie diejenigen Alida Bremers zu hören, als eine wertvolle Lektion zu betrachten.

 von Ana Pranjković

Amalija Maček begann ihre Ausführungen zum Literatur- und Kulturmanagement in Slowenien mit der einfachen und arglosen Aussage, es gehe stets um Menschen und Bücher. Die tatsächliche Situation auf dem Büchermarkt in Slowenien, wie sie Maček darstellte, sah schliesslich nicht ganz so einfach aus. Und doch brachte Mačeks Vortrag neben vielen informativen Details auch Inspirierendes.

Für das Publikum, das sich zu einem grossen Teil aus Übersetzerinnen und Übersetzern und solchen, die es werden wollen, zusammensetzte, bargen die einleitenden Statistiken einige Überraschungen. Scheinbar erscheinen in Slowenien ebensoviele Übersetzungen wie Neuerscheinungen. Ob das daran liegt, dass die Slowenen selber keine Erzähler seien und aufgrund einer fehlenden Streitkultur wenig offene Kritik an andern äussern, wie Maček beteuerte? Auch die weitgehend staatlich geregelte Übersetzerförderung imponierte. Neben einem slowenischen Übersetzerverband und Workshops werden verschiedene Preise und Stipendien (z.B. das Schritte-Stipendium) an Übersetzende verliehen.

Schwierig gestalte sich aber die Vermittlung slowenischer Autoren im deutschsprachigen Raum: Zu wenig exotisch, zu klein und zu viel Lyrik (ebenfalls eine Folge des fehlenden Erzählertalents?) – das seien die Merkmale, die in deutschen Augen Slowenien prägten und die für die Vermarktung slowenischer Autoren wenig Anhaltspunkte biete. Auch der slowenische Schwerpunkt in Leipzig wäre deshalb viel kleiner als derjenige seiner exjugoslawischen Brüder und Schwestern. Hier folgte ein Tip: Oft ermögliche es die Kombination von unbedeutenden mit bedeutenden Autoren ein grösseres Publikum anzuziehen. Sie habe auch schon Miklauš Komer zusammen mit Slavoj Žižek auftreten lassen.

Am Schluss ihres Beitrags ging Maček genauer auf die größte slowenische Minderheit im deutschsprachigen Raum ein, die in Kärnten beheimatet ist und  im deutsch-slowenischen Literaturbetrieb eine signifikante Rolle spielt. Kärnten ist aus mehreren Gründen gleichzeitig Himmel und Hölle für die Literaturschaffenden. Die Region erfährt im slowenischen Vergleich die intensivste finanzielle Kultur-Unterstützung, vom slowenischen Mutterland an die ‚Enklave’ und von Österreich an die ethnische Minderheit, weswegen auf diesem Gebiet die größoten slowenischen Literaturverlage walten. Das Problem dabei, es fehle diesen Verlagen nicht nur an Qualität und Kompetenz, auch der Vertrieb laufe gegen Null, nicht zuletzt gerade wegen der mangelhaften Qualität. Wichtige Förderungsgelder würden also in schlecht übersetzten und schlecht gestalteten Büchern, die in ganzen Auflagen in Lagern verstauben, verschwinden. In letzter Zeit seien dagegen aber neue Initiativen geboren worden. Zum Beispiel die „Slowenische Bibliothek“, eine Zusammenarbeit von zeitgenössischen Übersetzenden, die Neuübersetzungen der wichtigsten slowenischen Bücher herausbringen und die Verlage dabei vielseitig unterstützen. Es bleibt zu hoffen, dass solche Initiativen die in vielem bereits angelegte fruchtbare interkulturelle Literaturarbeit zwischen dem slowenischen und dem deutschsprachigen Raum weiter verstärken.

 von Anna Hodel

 

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Erstes Netzwerktreffen in Krakau (Programm)

2. 5. 2013

Erstes Netzwerktreffen findet von 15. bis 19. Januar 2014 in Krakau statt (Pressemeldung).

PROGRAMM

Mittwoch, 15. Januar

15.00 Uhr Modulbesprechung, Villa Decius


Donnerstag, 16. Januar

Begrüßung: Schamma Schahadat

9.30 – 11.00 Uhr Treffen Projektteam, Villa Decius

11.30 – 13.00 Uhr Treffen Projektteam mit den Werkstattleitern

13.00 Uhr Mittagessen, Villa Decius

 14.00 Uhr Einführung und Begrüßung für die Teilnehmer und Werkstattleiter

 Moderation: Schamma Schahadat

 14.30 – 17.30 Uhr Einführung in das Kulturmanagement

 Begrüßung: Małgorzata Różańska (Krakau)

Leitung:  Antje Contius (Berlin), Amalija Maček (Ljubljana), Alida Bremer (Münster)

Antje Contius, Geschäftsführerin der S. Fischer Stiftung, wird an Hand von ihren jahrelangen Erfahrungen als Kulturvermittlerin zwischen Deutschland und Ost- bzw. Südosteuropa die Möglichkeiten einer gelungenen internationalen Zusammenarbeit vorstellen – die Synergien des deutschsprachigen Raumes und dessen Kulturinstitutionen bei der Vorstellung deutschsprachiger Literatur im Ausland und der Rezeption fremdsprachiger Literatur in Deutschland sowie auf dem Gebiet der Übersetzerförderung in beide Richtungen.

Alida Bremer spricht über ihre zahlreichen Projekte, die die kroatische Literatur und Kultur dem deutschen Leser nähergebracht haben – sei es bei Präsentationen auf der Leipziger Buchmesse oder im Rahmen der Veranstaltungsreihe anlässlich des kroatischen EU-Beitritts. Sie wird den Teilnehmern die konkreten Schritte vorstellen, wie man einen fremdsprachigen Autor am besten in Deutschland platziert (Portfolio, Verlag, Übersetzung, Lesungen, Werbung u.a.).

Amalija Maček präsentiert die Übersetzerförderung in Slowenien und spricht über die Schwierigkeiten, auf die man stößt, wenn man slowenische Autoren im deutschsprachigen Raum präsentieren möchte, u.a. das Problem der zweisprachigen Verlage in Kärnten und die Problematik des kleinen Sprachraumes. Außerdem geht sie auf die Rezeption der deutschsprachigen Autoren in Slowenien ein.

Ort: Villa Decius

19.00 Uhr Gelesenes

Yoko Tawada (Berlin): Wo Europa anfängt

In ihrem Essay Wo Europa anfängt geht Yoko Tawada auf eine Reise von Japan aus westwärts mit dem Ziel Europa, dem Ziel Moskau. In Gedanken und Vorstellungen verbindet sich Kindheitsgeschichte mit sibirischen Märchen, russischer Wildnis und dem tastenden Blick auf Räume, die sich durch immer neue Geschichten ständig wandeln.

Mit dem Essay und neueren Gedichten und deren Übersetzungen macht  sich Yoko Tawada zusammen mit ihren Übersetzerinnen Ines Hudobec (Kroatisch), Magdalena Lewandowska (Polnisch) und Olha Krawtschuk (Ukrainisch) auf den Weg durch Europa und Japan und zeigt, wie Ideen, Sprachen und Texte aus Kulturen erwachsen und mit ihnen verwachsen.

Moderation: Paweł Zarychta (Krakau)

Ort: Villa Decius

Im Anschluss: Empfang

Freitag, 17. Januar

9.30 – 13.00 Uhr Kulturmanagement II – Workshops

Begrüßung: Claudia Dathe

9.30 – 11.00 Uhr 1. Einheit

11.00 – 11.30 Uhr Kaffeepause

11.30 – 13.00 Uhr 2. Einheit

Jeder Workshop wird jeweils zweimal angeboten, die Teilnehmer und Consortiumsmitglieder können zwei von drei Workshops wählen. Die Workshops finden auf Deutsch statt.

1.       Workshop zur Literaturvermittlung in Mittelosteuropa

Leitung: Renata Serednicka (Krakau)

Die europäische Literaturvermittlung wurde in Krakau von Karl Dedecius initiiert. Dank seiner Idee „Renaissance 2000“ entstand hier in der zweiten Hälfte der 90-er Jahre ein Kultur- und Literaturzentrum, das internationale Stipendien für Autoren und Übersetzer anbot.  Fast in derselben Zeit wurde in der Villa Decius die „Arbeitsgruppe Literatur“ ins Leben gerufen, die den Auftritt Polens auf der Frankfurter Buchmesse 2000 (Veranstaltungen, Begleitpublikationen etc.) organisieren sollte. Die Arbeitsgruppe Literatur ist heute als Instytut Książki (Buchinstitut) weiter aktiv. Renata Serednicka stellt am Beispiel der Villa Decius vor, mit welchen Formaten die literarischen Landschaften in Polen, der Ukraine, Weißrussland und Polen miteinander verknüpft werden.  Thema des daran anschließenden Workshops ist die Frage, welche neuen Vermittlungswege und –formate es für diese Arbeit gibt und welche Entwicklungspotentiale sich in künstlerischer Hinsicht für die nächsten Jahre ergeben.

 2.       Workshop „Übersetzer und Zeitschriftenverleger im Team“

Das Schreibheft, Zeitschrift für Literatur, begründet 1977, wird seit 1982 von Norbert Wehr herausgegeben. Es gilt als eine der führenden Literaturzeitschriften im deutschsprachigen Raum.  Das von Norbert Wehr entwickelte redaktionelle Konzept der Zeitschrift besteht darin, einen Gegenstand – sei es ein Autor, ein Buch, eine literarische Gruppe, sei es die Literatur einer Sprache – in Schwerpunkt-Dossiers zu facettieren und möglichst viele O-Töne literarischer, biographischer, übersetzerischer oder wissenschaftlicher Auseinandersetzung zu versammeln.
Keine Potpourries sollen so entstehen, keine Additionen guter und wichtiger Texte – Anspruch ist vielmehr, ein Gespräch zwischen Schriftstellern, ihren Büchern und Konzepten zu inszenieren sowie geistesverwandtschaftliche Echo-Räume und kommunizierende Röhrensysteme herzustellen.
Norbert Wehr wird am Beispiel ausgewählter Hefte Auskunft geben, wie er mit Autoren und Übersetzern zusammenarbeitet, damit diese Schwerpunkte entstehen.

Leitung: Norbert Wehr (Köln), Alida Bremer (Münster)

Moderation: Schamma Schahadat (Tübingen)

3.       Der Übersetzer kommt aus dem Schrank – Workshop zur Rolle des Übersetzers

Leitung: Iwona Nowacka (Krakau)

Der Workshop Übersetzer tritt aus dem Schatten heraus, er kommt aus dem Schrank und Keller hat das Ziel, die Rolle des Übersetzers in der Außenwelt, außerhalb des übersetzerischen Prozesses zu reflektieren. Im Mittelpunkt stehen die Stichbarkeit des Übersetzers, seine Rolle als Kurator der eigenen Ideen und sein Einfluss auf die Kulturvermittlung.

Ort: Villa Decius

15.00 – 18.00 Uhr Getauschtes  – Gemogeltes – Gespieltes – Gesucht und gefunden:  Die Seiten der Übersetzung

Begrüßung: Goethe-Institut

Getauschtes: Ryszard Wojnakowski (Krakau): Übersetzen in große und kleine Sprachen. Asymmetrien

Trotz vielfältiger Bemühungen können die Literaturvermittler und hier insbesondere die literarischen Übersetzer nur sehr wenig Einfluss auf die Politik der Verlage nehmen. Für die Verlage zählt heutzutage die marktgerechte Umsetzung des literarischen Erfolgs, wichtig ist das florierende Geschäft mit dem Buch, weniger die literarische Qualität. Wie sich literarische Übersetzer hier positionieren und welche Rolle die kleinen Sprachen dabei spielen, beleuchtet Ryszard Wojnakowski in seinem Vortrag.


Parallel:

Gemogeltes: Dinge, die es anderswo nicht gibt

Ob Farbbezeichnungen, Mischsprachen, Gefühlslagen, Orte, Modeströmungen, Gedenkformen oder Feiertage – jede Kultur kennt typische Phänomene, die in anderen Kulturen unbekannt sind. Übersetzerinnen und Übersetzer aus  dem Übersetzungsprojekt TransStar Europa machen solche Phänomene in Deutschland, Kroatien, Slowenien, Polen, Tschechien und der Ukraine ausfindig und zeigen, wie sie in literarischen Übersetzungen damit verfahren.

Moderation: Radovan Charvát (Prag)

Gesucht und gefunden: Literatur live übersetzen

Jurko Prochasko (Lwiw), literarischer Übersetzer aus dem Deutschen ins Ukrainische, und Dorota Stroińska (Berlin) übersetzen mit dem Publikum gemeinsam Goethes Wahlverwandtschaften und demonstrieren den Prozess vom Lesen des ersten Satzes über die Suche nach brauchbaren Formulierungen bis hin zur fertigen Textpassage. Die Die Übersetzung gestaltet sich als doppelter Dialog: zwischen Publikum und den Übersetzern.

Gespieltes: Was wir für unübersetzbar halten – Sammelwand für jedermann

An einer großen Plakatwand kann jeder mitsammeln: Verwirrendes, Unübersetzbares, Mehrdeutiges.

Moderation: Tanja Žigon (Ljubljana)

Ort: Goethe-Institut Krakau

19.00 Uhr

Gespieltes: Ulrike Almut Sandig (Berlin) & Marlen Pelny (Berlin): Dichtung für Freunde der Popmusik

So rhythmisch wie klangvoll liest Ulrike Almut Sandig Gedichte aus ihren Bänden DICKICHT und STREUMEN; Marlen Pelny begleitet sie mit Gitarre und Stimme. Das Ergebnis ist ein dritter Weg neben Gedicht und Songpoetry und beglückt nebenbei auch die Freunde der Popmusik, die immer behaupten, Gedichte wären nichts für sie. Aber wer will schon weg, wenn »leis aus zwei blauen Boxen ein fast verschwundener Ozean rauscht«?

Ort: Alchemia

Samstag, 18. Januar

9.30 – 13.00 Uhr

Gutachten für Verlage (Gruppenarbeit)

Begrüßung: Amalija Maček (Ljubljana)

Leitung: Claudia Dathe (Tübingen), Daniela Kocmut (Graz), Kristina Kallert (Regensburg)

Zu einer Aufgabe von literarischen Übersetzern gehört es, sich als Scout auf dem Literaturmarkt zu betätigen, neue Bücher und Autoren ausfindig zu machen und diese an Verlage und Kulturveranstalter heranzutragen. Im ersten Teil der  Veranstaltung werden gemeinsam Leitlinien zur Erstellung von Verlagsgutachten zusammengetragen. Im zweiten Teil  erarbeiten die Teilnehmer in einer Gruppenarbeit  ein Gutachten zu einem Buch ihrer Wahl. Diese Gutachten werden im dritten Teil präsentiert und gegenseitig bewertet.

Ort: Villa Decius

15.00 – 17.00 Uhr Gelesenes

Neue deutsche Prosa, frisch übersetzt

Begrüßung: Elżbieta Kapral

Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus dem Projekt „TransStar Europa“ lesen aus ihren Übersetzungen

Lukas Laski liest aus Peter Licht „Die Geschichte meiner Einschätzungen am Anfang des dritten Jahrtausends

Egal ob Geld, Liebe, Sonne oder Sofa, bei Peter Licht flicht  sich in jeden Satz ein neues Schillern, das die Dinge erst ein bisschen und schließlich vollkommen anders erscheinen lässt, als sie eben noch waren, bis vom Ursprünglichen nichts mehr übrig ist.

Sofia Zucharska liest „Der erste Schnitt“ aus dem Erzählband Büchsenlicht von Svenja Leiber

Jula, die Polizistentochter und die anderen Jugendlichen im Dorf – eine Geschichte des Irrens zwischen unbestimmter Hoffnung im Erwachsenwerden und einem abschnürenden Unbehagen in der Trostlosigkeit eines vorherbestimmten Lebens.

Karolina Matuszewska liest aus:  „Nichts ist wie“ von Zsuzsanna Gahse

Rosa kommt aus der ihr vertrauten Welt in Ungarn in die deutsche Fremde, ihr Ankommen vollzieht sich über das Erlernen von Sprachfloskeln und das Auffinden von Kaffeehäusern.

Magdalena Stefańska liest aus „Aller Tage Abend“ von Jenny Erpenbeck

„Was wäre wenn?“, fragt Jenny Erpenbeck in ihrem Roman, der mit seinem Figuren und Schicksalen das ganze 20. Jahrhundert umschließt.  Welche Konsequenzen hat es für die Hinterbliebenen, wenn jemand stirbt? Welche Wende erfährt das Leben durch den Tod? Und für den Toten: Was hätte noch werden können, welches Leben kann nicht mehr gelebt werden?

Moderation: Sława Lisiecka (Łódź)

Ort: Café Czuły Barbarzyńca

19.00 Uhr Gekreuztes

Lesung und Gespräch: Sylwia Chutnik „Dzidzia“ mit dem Übersetzerinnentandem Magda Wlostowska und Sofia Zucharska

Titelheldin ist ein Kind, das mit Wasserkopf und ohne Glieder geboren wurde. Vor einem halben Jahrhundert hat Dzidzias Großmutter bei den Deutschen zwei Polinnen denunziert, die Flüchtlinge aus dem durch den Aufstand vernichteten Warschau waren. Das „Rumpf-Kind“ wird zu einem Medium, das Kontakt zur Kriegswirklichkeit hat. Das Buch initiierte eine Unmenge von Fragen bezüglich der Nationalkomplexe, des polnischen Katholizismus und Antisemitismus und belebte die Diskussion über die patriarchale Ordnung. All das sowie die Begegnung der Übersetzerinnen Magdalena Włostowska und Zofia Sucharska mit „Dzidzia“ werden Gegenstand des Lese- und Gesprächsabends sein.

Ort:  Bunkier sztuki

Moderation: Olaf Kühl (Berlin)

Sonntag, 19. Januar

10.00 Uhr Abschlussbesprechung Consortium

 

Adressen der Veranstaltungsorte:

Villa Decius, ul. 28 Lipca 1943 Roku 17a

Goethe-Institut Krakau, Rynek Główny 20

Café Czuły Barbarzyńca, ul. Powiśle 11

Alchemia, ul. Estery 5

Bunkier Sztuki, Plac Szczepański 3a

 

 

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