Gekreuztes: Judith Hermann liest: Aller Liebe Anfang

8. 10. 2014

Lesung mit Judith Hermann war die erste Lesung im Rahmen unserer Werkstatt. Moderiert wurde sie von Uwe Kossack, als Spezialgast wurde am Anfang der Veranstaltung Übersetzer und Werkstattleiter Jurko Prochasko angekündigt.

Der erste Teil der Veranstaltung war eine klassische Lesung. Judith Hermann erzählte über ihren ersten Roman, der eigentlich als eine Erzählung geplant war. Die Protagonistin Stella ist gewissermassen erwachsen gewordene Heldin aus den Erzählbänden Nichts als Gespenster und Sommerhaus später. Auf die Frage des Moderators, in welcher Stadt denn die Handlung des Romans spielt, antwortete die Autorin, dass der Leser sich das aussuchen kann. Es kann fast überall sein. Die Autorin hat drei Textausschnitte vorgelesen, die einen guten Einblick in die Struktur und Handlung des Romans gegeben haben.

Im zweiten Teil sollte ein Gespräch zwischen Judith Hermann und Jurko Prochasko stattfinden, der das Erzählband Sommerhaus, später aus dem Deutschen ins Ukrainische übersetzte. Doch die Erwartungen des Publikums wurden nicht erfüllt. Der Moderator hat an den Übersetzter zwei Fragen zur aktuellen politischen Situation in der Ukraine gerichtet und danach kurzerhand die Lesung für beendet erklärt. Das war sehr schade, weil wir, Übersetzer sehr an einem Gespräch zwischen der Autorin und ihrem Übersetzer interessiert waren. Das kam definitiv zu kurz.

 von Sofia Onufriv

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Übersetzungsworkshop in Stuttgart (ukrainisch-deutsch)

4. 10. 2014

Das kannste so nicht sagen

Nach den gemeinsamen Werkstätten am Mittwoch und Donnerstag, war ab Freitag Zeit für eine intensive Arbeit an den Übersetzungen in unseren Kleingruppen. In der ukrainisch-deutschen Gruppe beschäftigten wir uns an diesem Tag mit den Übersetzungen von Stefan und Constanze. Unsere Werkstattleiterin Claudia hatte für den Workshop aus jedem unserer Texte konkrete Aspekte herausgepickt.

Anhand von Stefans Text arbeiteten wir am Rhythmus: welche Mitteln werden im Ukrainischen eingesetzt, um Rhythmus zu erzeugen und wie können sie ins Deutsche übertragen werden; welche Mitteln bietet die deutsche Sprache hierfür an? Auf der Suche nach Lösungen beschäftigten wir uns dieses Mal auch mit deutschsprachigen Texten, die in gewisser Hinsicht eine Ähnlichkeit zum ukrainischen Ausgangstext aufwiesen. Ein weiterer Punkt, auf den wir uns konzentrierten, waren die ukrainischen Diminutiva, die nicht die gleichen Funktionen erfüllen wie im Deutschen und daher auch nicht eins-zu-eins übernommen werden können.

Constanzes Text war eine gute Möglichkeit, die Übersetzung von dialogischem Sprechen zu üben. Wieder nahmen wir hier einen deutschsprachigen Text zur Hilfe, in dem wir mündliche Rede analysierten. Die Arbeit an der Mündlichkeit im Text führte uns schließlich auch zu Slang und dessen Übersetzungsmöglichkeiten.

Der Tag brachte neuen Schwung und viele Literatur- und Übersetzungstipps, die nicht nur für die weitere Tätigkeit zu Hause hilfreich sein werden, sondern gewissermaßen auch auf die anschließende Performance von Frank Günther einstimmten.

von Nina Hawrylow

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Gesucht und gefunden: Salonlesung von Teilnehmern des Projektes TransStar Europa mit Petra Bewer und Peter Conradi

4. 10. 2014

Das war die Zeit für das Sprechen und das Zuhören,
für das gemeinsame Schaffen und Fühlen.

Schritt. Schritt. Schritt. Die Tür geht auf. Die Dunkelheit verschwindet. Das Licht erscheint. Das ganze Zimmer, der ganze Raum ist mit Licht erfüllt. Es strömt aus allen Fenstern und dringt bis  in die kleinste Ecke durch. Hier gibt es eine Menge von Büchern. Diese Wohnung scheint nur aus Büchern zu bestehen. Überall sind in gemütlichen Ecken Sessel zu finden, die zum Verweilen einladen, zum Lesen anregen und zum Nachdenken bewegen. Mit der Zeit füllt sich der Raum mit Menschen. Sie warten darauf, dass die Worte aus den Büchern herauskommen. Die Worte  verlassen die Münder der Menschen und der Raum wird mit den Wörtern gefüllt. Hier ist Slowenisch, Ukrainisch und Deutsch zu hören. Manchmal reimen sich die Worte, manchmal schichten sie sich aufeinander und manchmal bleiben sie ungebunden. Die vorgetragenen Worte verschwinden hinter den offenen Fenstern oder finden ihren Platz in den Köpfen und Herzen der Menschen, um dort für immer zu bleiben.

 von Olga-Daryna Drachuk

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Die Kunst der Übersetzung: Ein Abend mit Frank Günther

2. 10. 2014

Frank Günther, Shakespeare-Übersetzer und -Kenner, gastierte am 26. September im Rahmen des Projekts Übersetzungswürfel im Literaturhaus Stuttgart. In seiner Shakespeare-Übersetzungsperformance illustrierte er auf eine amüsante Weise, wie die ersten Versuche, Shakespeare ins Deutsche zu übersetzen, klangen und wie sehr gewisse Stellen in Shakespeares Dramen durch die Geschichte verändert wurden. Er konzentrierte sich vor allem auf die Stellen, die mit Sexualität zu tun haben und verglich die Lösungen, die verschiedene deutsche Übersetzer bzw. Übersetzerinnen benutzt haben. Zum Vergleich wurden auch einige französische Übersetzungen miteinbezogen. Die meiste Aufmerksamkeit widmete er Schlegels Übersetzungen, die noch heute kanonisiert sind, obwohl sie sich oft sehr vom Original entfernen. Er verglich ältere Übersetzungen auch mit seinen eigenen Versionen und sprach über die Schwierigkeiten und Fallen, mit denen sich ein Shakespeare-Übersetzer auseinander setzen muss. Mit einem konkreten Beispiel illustrierte er auch, wie er mit solchen schwierigen Stellen fertig wird, bzw. wie sein Übersetzungsprozess aussieht. Die Übersetzungsperformance begeisterte das zahlreiche Publikum und nachdem Frank Günther die Bühne schon verlassen hatte, wurde er durch dröhnenden Applaus zurückgerufen.

 von Janko Trupej

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Markt der Möglichkeiten

2. 10. 2014

Nach einer sehr unterhaltsamen Wort-Performance, die vom Übersetzer und Shakespeare-Kenner Frank Günther gegeben wurde, konnten sich die Gäste (und natürlich auch die anwesenden Teilnehmer des Projekts TransStar) am 26. September 2014 im Literaturhaus Stuttgart die Kunst der Übersetzung in assoziativen Formaten anschauen bzw. anhören.

Foto WEBZuerst wurde die Fotoschau der von TransStar-Teilnehmern mit einer Lochkamera gemachten Fotografien präsentiert. Die Teilnehmer machten nämlich jeweils ein Foto eines Ortes, den sie mit dem Übersetzen verbinden​. Über diese Fotos bzw. diese Orte werden die Teilnehmer bis Dezember einen zweisprachigen Text über die Art und Weise, auf die sie sich mit dem Prozess des Übersetzens auseinandersetzen, schreiben.

Nach der Fotoschau wurden mit Hilfe von Videopoesie die transkulturellen Orte der ukrainischen Lyrikerin Kateryna Babkina dargestellt. Die Teilnehmer aus der ukrainisch-deutschen Gruppe haben die Gedichte aus dem Ukrainischen ins Deutsche übersetzt. Die Gedichte wurden in einem Video, in dem das alltägliche Leben in der Ukraine gezeigt wurde, auf Ukrainisch gelesen und die deutschen Übersetzungen kamen in den Videos als Untertitel vor.

Gleichzeitig konnte man sich in einem anderen Raum die Text- und Übersetzungsinstallation der Erzählung Salzwasser von Ulrike Almut Sandig anhören. Die Erzählung und ihre Übersetzungen wurden nämlich von der Autorin in Kooperation mit Sebastian Reuter vertont. Es entstand ein mehrsprachiges Hörbuch (bzw. Hörerzählung). Die Erzählung wird auf Deutsch von der Autorin gelesen, stellenweise sind aber auch einzelne Worte oder Sätze auf Slowenisch, Kroatisch, Ukrainisch, Polnisch und Tschechisch zu hören (Lust auf Hören).

 von Ana Dejanović

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Literarisches Übersetzen in Kroatien

2. 10. 2014

Donnerstag, 25. 9. 2014, 9.00 -10.30 Uhr: Einführung, Literarisches Übersetzen in Kroatien

Am Donnerstagmorgen wurden die TeilnehmerInnen des TransStar-Workshops in der Philosophischen Fakultät empfangen. Nach der Begrüßung durch Dr. Milka Car Prijić, Leiterin der Abteilung für Germanistik, präsentierten Katrin Ostwald-Richter vom Goethe-Institut und Georg Christian Lack vom Österreichischen Kulturforum die Arbeit ihrer Institutionen in Kroatien. Sie stellten konkrete Projekte der Übersetzungsförderung und Literaturvermittlung wie Übersetzungswerkstätten, Förderpreise und Residenzprogramme vor, wobei auch Fragen der österreichischen und deutschen Kulturpolitik thematisiert wurden. Sead Muhamedagić von der Gesellschaft der kroatischen Literaturübersetzer hielt einen sehr interessanten Vortrag über seine Arbeitsbedingungen und sein Selbstverständnis als LiterarÜbersetzer, wie er sich selbst nennt. Abschließend sprach Roman Simić Bodrožić vom Verlag Fraktura über den Literaturbetrieb in Kroatien und gab Einblicke in die konkrete Verlagsarbeit. Der seit 2002 bestehende Verlag setzt auf ein ausgewogenes Programm zeitgenössischer kroatischer und internationaler Literatur und ist bestrebt, Autoren, die in ihren Ländern bereits bekannte Namen sind, für Kroatien zu entdecken.

von Lydia Nagel und Anja Wutej

Hier finden Sie einige Fotos.

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Lesung mit Radka Denemarková in Ustí nad Labem

20. 9. 2014

Am 26. September, 20.00 Uhr, findet am Collegium Bohemicum im Rahmen des 2. TransStar-Übersetzungsworkshops eine Veranstaltung mit der tschechischen Autorin Radka Denemarková statt. In Lesung und Gespräch wird die Autorin über ihr Schreiben im Kontext der aktuellen tschechischen Literatur sprechen.

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Karl-Markus Gauß und Zoran Ferić in Zagreb (25. 9. 2014 um 20.00 Uhr)

20. 9. 2014

Am 25. September 2014 werden in dem beliebten Zagreber Literaturklub Booksa Zoran Ferić, einer der meistgelesenen gegenwärtigen kroatischen Schriftsteller und Kolumnisten, und sein Übersetzer Klaus Detlef Olof sowie der bekannte Salzburger Schriftsteller, Essayist, Kritiker und Herausgeber der Zeitschrift „Literatur und Kritik“  Karl-Markus Gauß gemeinsam mit seinem Übersetzer Boris Perić auftreten. Gauß wird dabei unter anderem aus seinem Roman Die sterbenden Europäer lesen, der 2010 mit dem Albert-Goldstein-Preis ausgezeichnet wurde. Die Veranstaltung wird von Dr. Milka Car Prijić, Leiterin der Abteilung für Germanistik der Philosophischen Fakultät der Universität Zagreb, moderiert.

Herzlich eingeladen!

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Übersetzungs-Workshops im Herbst 2014

29. 8. 2014

Die nächsten Übersetzungswerkstätten finden Ende September 2014 in Stuttgart, Zagreb und in Ústí nad Labem statt.

Vom 24. bis 28. September treffen sich die TransStar-Teilnehmerinnen und -Teilnehmer zu ihrer zweiten Übersetzungswerkstatt. In Stuttgart arbeiten unter der Leitung von Jurko Prochasko, Amalija Maček und Claudia Dathe die deutsch-ukrainische, die deutsch-slowenische und die ukrainisch-deutsche Gruppe. In Ustí nad Labem treffen sich die deutsch-polnische, die polnisch-deutsche, die deutsch-tschechische und die tschechisch-deutsche Gruppe mit ihren Werkstattleitern Sława Lisiecka, Olaf Kühl, Radovan Charvát und Kristina Kallert. In Zagreb kommen die slowenisch-deutsche, die deutsch-kroatische und die kroatisch-deutsche Gruppe zusammen und arbeiten mit ihren Leitern Erwin Köstler, Andy Jelčić und Matthias Jacob. Während der Werkstätten finden auch literarische Veranstaltungen für die Öffentlichkeit statt.

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Jani VIRK: Liebe in der Luft, Romanauszug (Aus dem Slowenischen von Anja WUTEJ)

13. 8. 2014

(Romanauszug)

Einleitung
„Liebe in der Luft“ (Ljubezen v zraku) ist ein verschmitzter Roman über einen geschiedenen Musikschullehrer, der allein mit seiner Tochter Ula lebt. Gefangen zwischen Lacan, Márquez, Santana und dem Traum, eine Reise nach Mexiko zu machen, versucht er die Liebe in der Luft einzufangen und gerät dabei an verschiedene Frauen, die er mehr oder weniger erfolgreich in sein Leben zu integrieren versucht. Der Roman war 2010 als bester Roman in Slowenien für den Kresnik-Preis nominiert.

 

1. Dezember

So ist es.

Draußen fällt in großen, prächtigen Flocken der Schnee, rundherum herrscht Stille einer tiefen Winternacht, die Landschaft gleitet in einem unerkennbaren gepunkteten Weiß auf schwarzem Hintergrund vorbei. Meine Augen sind geschlossen und ich zittere, ich weiß nicht, vor Kälte oder wegen des Geruchs der warmen, duftenden Haut über mir. Wegen meiner Unausgeschlafenheit oder wegen des harten, gleichmäßigen Ratterns der Räder auf den vereisten Schienen. Ich denke an nichts, das ruckartige Atmen der Frau stößt in meine Ohren und meinen Körper, ihre langen Haare kitzeln mich im Gesicht. Die Saiten beben willkürlich in der dichten, feuchten Luft, die zyklischen Stöße der nackten Frauenferse an den Gitarrenrumpf verwandeln sich im Zugabteil in schwankende unstimmige Töne. Zerrissene Tonfäden reisen über den weichen Teppich des Raumes, sickern durch schmutzige Sitzbezüge, abgeworfene Kleidungsstücke, eine halb leere Bierdose und landen auf der schweißbedeckten Oberfläche der weiblichen Haut. Ich höre, wie sie mit den Gegenständen verschmelzen, sich auf ihre Frequenz der verborgenen Stille einstimmen. Von der Fensterscheibe kriecht beißende Kälte in meine rechte Schulter, draußen ist es minus 10 Grad, würde ich den Schalter umstellen und die Heizung aufdrehen, wäre es nicht besser, es würde nur noch mehr nach rauchigem Erdöl stinken, in diesem abgewetzten Abteil des Zuges, der mit einer Handvoll Reisender am Abend von Wien nach Ljubljana fährt, wirklich  funktionieren, scheint mir, nur noch der Motor und das gelegentliche Tonsignal.

Durch mein zerstreutes, entrücktes Bewusstsein beschleicht mich träge der Gedanke, dass mir die Frau meine Gitarre zerstören wird, mit den Fingern greife ich ihr unter den Po und versuche ihren Fuß, der stoßartig zur Bank gegenüber zuckt, zu bändigen. Sieh mich an, flüstert sie unter dem ruckartigen Wiegen auf meinem Schoß, warum siehst du mich nicht an, röchelt sie mit ihrer Zunge in mein Ohr, dass sich sofort Feuchte und Kälte in ihm ansiedeln. Ich sehe sie nicht an, ich kann nicht mit Frauen schlafen, wenn ich die Augen geöffnet habe. Ich werde abgelenkt, ich verliere das Gefühl, selbst das wenige Licht, das ich nach innen spüre, kehrt sich nach außen und alles ist schnell vorbei. Mach ich, sage ich aus meinem aufgeweichten, verschwommenen Bewusstsein, schließ die Augen und ich schau dich an.

Ich schaue sie nicht an, ihr Gesicht interessiert mich nicht, ich kenne sie kaum. Meine Kollegen und ich hatten in Maribor in einer Filiale einer österreichischen Bank auf einer Weihnachtsfeier gespielt, sie übernachteten in einem billigen Hotel, ich aber wollte zurück, ich will nicht, dass meine kleine Ula morgens allein aufwacht und die Babysitterin fragt, wieso ich nicht zu Hause bin. Eine jüngere Frau wartete auch auf den Zug, am Bahnhof trat sie aus der Dunkelheit zu mir heran und stellte sich vor, ich verstand nicht recht, Maja, Kaja, Taja. Ihr habt gut gespielt, es hat Spaß gemacht, sagte sie. Ich fahre bis Celje, setzte sie ihren Monolog fort, ich könnte ja bei einer Freundin übernachten, aber mein Mann wartet auf mich, er ist eifersüchtig. Ich hatte sie schon bei der Feier bemerkt, mir gefiel, wie sie sich bewegte. Während der Pausen schlürften wir Bier, langsam & lässig, nur unser neuer Keyboarder streifte durch den Saal und holte sich Tanzpartnerinnen für die ruhigen, sentimentalen Evergreens, die aufgelegt wurden. Er ist noch jung, er braucht viel Wärme, ganz, ganz nah. Und wir, wie es sich für Männer um die vierzig gehört, saßen da und beobachteten die Mädels an den Tischen und auf der Tanzfläche. Nein, sie war meinem Gedächtnis nicht entfallen, Maja, Taja, Kaja.

Nach Celje? Schön, sagte ich träge in die kalte Luft des Bahnsteigs und versuchte ihre Augen unter dem blass-gelben Lichtstrahl zu finden, der in die verschneite Nacht einen Schauplatz für diese zufällige Begegnung aushöhlte.

Ich fahr bis Ljubljana, fuhr ich lässig fort und schätzte ein, wie weit ich ihr schmeicheln konnte. Logisch, dass er eifersüchtig ist, er ist ja wahrscheinlich nicht blind, fügte ich offenherzig hinzu, wenn du mir vertraust, pass ich auf dich auf. Und weil man nachts niemanden vertrauen sollte, natürlich auch auf mich selbst.

Sie nickte und schüttelte den Kopf, sah mich fragend an und lachte nach einiger Zeit. Es ist wirklich verdammt kalt, was? sagte sie, verdammt kalt, ja, entgegnete ich und trat näher an sie ran.

Mir gefällt die Stille der Nacht und das Liebesstöhnen der Frau über mir, ich mag die unverständlichen Ausbrüche abgehackter Silben, die animalische Spontanität der Gefühle und Leidenschaften, die in mein verbürgerlichtes und langweiliges menschliches Naturell stochern. Ich halte die Augen zu und versuche ein Stückchen meines Bewusstseins zu erhaschen, in dem ich mich erst richtig lebendig fühle, es weicht mir aus wie mir ihre Pobacken ausweichen, die ich versuche zu zügeln und in den Rhythmus meiner Jahre zu lenken. Ich habe es nicht eilig, ich schlafe selten mit Frauen, wenn das schon mal passiert, kann es ruhig etwas länger dauern.

 Einleitung und Übersetzung aus dem Slowenischen von Anja WUTEJ, Berlin

© Verlag Študentska založba, 2009

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