Lokaltreffen der deutsch-ukrainischen Gruppe im Mai

30. 5. 2014

Am 15. und 16. Mai 2014 fand die Übersetzungswerkstatt der deutsch-ukrainischen Gruppe in Zhytomyr statt

Die deutsch-ukrainische Gruppe hat immer für den unmittelbaren Gedankenaustausch und eine gemeinsame Arbeit an den komplizierten Textstellen bei der Übersetzung plädiert und sich deswegen wieder einmal für eine Übersetzungswerkstatt zusammengefunden. Diesmal ging es nach Zhytomyr. Zwei Tage, am 15. und 16. Mai, feilten die ProjektteilnehmerInnen im Brecht-Zentrum am Institut für Fremdsprachige Philologie der Staatlichen Iwan-Franko-Universität Zhytomyr an ihren frisch übersetzten Texten der zeitgenössischen deutschsprachigen AutorInnen. Unter der erfahrenen Betreuung von Jurko Prokhasko setzten sich die TransStar-ÜbersetzerInnen mit den Herausforderungen auseinander, die jeder wertvolle literarische Text in Übefülle anbietet. Ob Floskeln aus der simplen Alltagsrede der Jugendlichen oder Brocken gehobener Sprache eines Stehkragenproleten, ob eine höchst lakonische, hermetische Schwerpunktsetzung oder eine ausschweifende, mit Satzperioden trapezierte Erzählweise – alles fand Berücksichtigung in den Diskussionen, die stets auf eine manchmal an die schauspielerische Darstellung grenzende Interpretation gerichtet waren.

Die Übersetzungswerkstatt fand im Rahmen der alljährlichen Konferenz für Sprach- und Übersetzungswissenschaft an der Staatlichen Iwan-Franko-Universität statt. Bei dieser Konferenz konnten die TransStar-TeilnehmerInnen nicht nur einige Vorträge zur Übersetzungstheorie hören, sondern auch das eigene Übersetzungsprojekt „TrasStar“ präsentieren. Eine besondere Beachtung fand der Vortrag von Jurko Prokhasko „Wozu der Übersetzer?..“, wo er über die Rolle der Übersetzung für die heutige ukrainische Gesellschaft sprach.

Die Übersetzungswerkstattteilnehmer besuchten das literarische Museum und besichtigten die Ausstellung zum Werk und Leben eines der berühmtesten ukrainischen Übersetzer Borys Then, der einst Homers „Ilias“ und „Odyssee“ ins Ukrainische übertragen und in Zhytomyr an der Universität unterrichtet hat. Man hatte auch Gelegenheit, sich auch kurz mit der Stadt Zhytomyr bekannt zu machen, denn für die meisten war es der erste, aber will man hoffen nicht der letzte Zhytomyrbesuch.

Hier finden Sie einige Fotos.
                                                                                       von Mykola Lipisivitskyi

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Lokaltreffen der deutsch-slowenischen Gruppe im Mai

19. 5. 2014

Am 15. Mai 2014 traf sich die deutsch-slowenische Gruppe in den Räumen der Filosophischen Fakultät in Ljubljana. Die vollzählige Gruppe füllte den engen Raum vor der Dolmetschlehranlage beinahe aus, doch ging es diesmal nicht ums Dolmetschen. Zu Gast begrüßten wir Herrn Prof. Tomaž Gubenšek, professionellen Schauspieler und Professor von der Akademie für Theater, Radio, Film und Fernsehen (AGRFT) der Universität Ljubljana, und erhielten von ihm ein schnelles, effektives und praxisnahes Coaching für öffentliches Auftreten. Zur Übung improvisierte jeder Teilnehmer völlig unvorbereitet einen öffentlichen Auftritt vor dem kleinen, dennoch sehr kritischen Publikum und wurde im Anschluss mit einer auf amüsante Weise vermittelten, aber sehr direkten, treffsicheren und hilfreichen Kritik konfrontiert. Umgang mit Lampenfieber und körperlichen Verspannungen, Tipps zur Aufrechterhaltung des Kontakts zum Publikum, körpersprachliche Signale, korrekte Aussprache, richtige Atem- und Sprechtechnik waren die Hauptpunkte der Diskussion. Anschließend widmeten wir uns den Themen der laufenden Projektarbeit, indem wir den Stand der abgeschlossenen Übersetzungen feststellten und die Texte, die von den Teilnehmern aktuell bearbeitet werden, besprachen. Als Zusatzthemen für das nächste Lokaltreffen im Herbst legten wir das Moderieren und Dolmetschen bei Veranstaltungen mit anwesenden Autoren fest. Neben der laufenden übersetzerischen Tätigkeit sollten die Teilnehmer weiterhin am eigenen Profil arbeiten.
Fotos

 von Karmen Schödel

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Zhytomyr-Eindrücke

16. 5. 2014

Im Mai 2014, während des zweiten Lokaltreffens der deutsch-ukrainischen Gruppe, hatte ich zum ersten Mal die Gelegenheit eine schöne ukrainische Stadt Zhytomyr zu besuchen. Unser Gastgeber und natürlich auch Teilnehmer des Projekts „TransStar Europa“ Mykola Lipisivitskij hat uns zu seiner Heimatstadt eingeladen und alles Mögliche getan, damit wir uns gemütlich fühlen und die Arbeit an unseren frisch übersetzten Texten hemmungslos, effektiv und in guter Atmosphäre verläuft.

Alle Teilnehmer des Lokaltreffens haben sich gewissenhaft und gründlich auf die gemeinsame Arbeit an den Texten vorbereitet, was von Anfang an für die Besprechung wichtig war und für die effektive und produktive Zusammenarbeit gesorgt hat. Meines Erachtens waren die Übersetzungen ziemlich gut, weil die Teilnehmer sich die vorigen Ratschläge, Anweisungen und Ideen unseres Mentors JurkoProchasko angeeignet und in diesen Texten praktisch verwendet haben.

Im Rahmen des zweiten Lokaltreffens hatten wir nicht nur die Möglichkeit unsere Übersetzungen zu besprechen oder sehenswerte Stadt zu besichtigen, sondern auch an der wissenschaftlichen Konferenz teilzunehmen, die dem heutigen Zustand und Perspektiven der linguistischen Untersuchungen sowie auch den Übersetzungsproblemen gewidmet war. Aus den wissenschaftlichen Beiträgen von den bekannten Professoren oder jungen Wissenschaftlern haben wir viel Interessantes über die theoretische Übersetzungsseite erfahren. Manche Beiträge waren auch dem Dolmetschen gewidmet, was mir besonders interessant war, da ich mich auch in diesem Gebiet aktiv betätige.

Für besonders wichtig halte ich aber die Tatsache, dass wir uns an dieser Konferenz aktiv beteiligten, indem wir unsere Übersetzungen allen Interessenten in der Übersetzungssektion vorgelesen haben. Das war das erste Mal, wenn wir unsere Arbeit nicht nur unserem Leiter oder Teilnehmern des Projekts, sondern einem breiteren Publikum präsentieren konnten. Und es war auch das erste Mal, wenn unsere Texte öffentlich positiv bewertet wurden und wir als ÜbersetzerInnen positive Eindrücke und Meinungen gehört haben.

Abschließend lässt sich nur hinzufügen, dass unser Treffen sehr schön, hilfreich und effektiv verlaufen ist. Wir haben nicht nur neue Kenntnissein der Vervollkommnung unserer Arbeit an den Übersetzungen gesammelt, sondern auch zum ersten Mal versucht, unsere Texte vorzulesen und somit auch zu präsentieren.

 Eindrücke von Julija Mykytyuk

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Welttag des Buches 2014 in Ljubljana

26. 4. 2014

Fragmente aus der zeitgenössischen deutschen Literatur: Lesung der deutsch-slowenischen TransStar Gruppe

Zum Weltbuchtag, der seit 1995 alljährlich am 23. April stattfindet, wurde dieses Jahr in Slowenien zum ersten Mal eine Nacht des Buches organisiert. An 79 Orten slowenienweit haben bis tief in die Nacht rund 300 Veranstaltungen stattgefunden, mit denen das Buch und die Lesekultur promoviert wurden. Im Rahmen der Veranstaltung Die Nacht mit Büchern verbringen, die an der Philosophischen Fakultät der Universität Ljubljana stattfand, hat sich mit einer Lesung betitelt Fragmente aus der Modernen deutschen Literatur auch die deutsch-slowenische TransStar Gruppe der Öffentlichkeit vorgestellt.

Eröffnet wurde die Lesung von der Koordinatorin des Projekts TransStar für Slowenien, Tanja Žigon, die das Projekt kurz vorstellte. Sie übergab das Wort an die Mentorin der deutsch-slowenischen TransStar Gruppe, Amalija Maček, die in einigen Sätzen ihre bisherige Arbeit mit der Gruppe beschrieb. Anschließend lasen die Teilnehmer Auszüge aus ihren Übersetzungen: Irena Brežna – Die beste aller Welten (Edition Ebersbach 2008), gelesen von Ana Dejanović; Botho Strauß – Die Fabeln von der Begegnung (Carl Hanser Verlag München 2013), gelesen von Karmen Schödel; Peter Licht – Die Geschichte meiner Einschätzung am Anfang des dritten Jahrtausends (Blumenbar Verlag 2008), gelesen von Irena Smodiš; Peter Stamm – „Die Verletzung“ aus der Sammlung Wir Fliegen (S. Fischer Verlag 2008), gelesen von Janko Trupej; Silke Scheuermann – Reiche Mädchen (Schöffling & Co. 2005), gelesen von Alenka Lavrin.

Am Ende der gut besuchten Lesung kündigte Tanja Žigon an, dass die im Rahmen von TransStar entstandenen Übersetzungen im Jahr 2015 in einem Sammelband erscheinen würden. Zudem hat sie die Hoffnung geäußert, dass einige der Werke, die jetzt nur teilweise übersetzt wurden, in der Zukunft vollständig übersetzt werden und in Buchform erscheinen.

Hier finden Sie einige Fotos.

von Janko Trupej

 

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Ankündigung: TransStar-Podiumsgespräch auf der Buchmesse Arsenal

26. 3. 2014

Podiumsgespräch auf der Buchmesse in Kiew (9.-13. April 2014)

Wann: 9. April 2014, 16.00 Uhr

Wo: Buchmesse Arsenal, Vul. Lavrska 12, Kiew

Lit.Promo.UA: Promotion und Rezeption moderner ukrainischer Literatur in Deutschland. Akteure und Erfahrungen.

Podiumsgespräch.

Raum für Kontaktvermittlung, Gespräche und Interaktion.

Das EU-Projekt TransStar Europa bietet einen Austauschraum für Strategien und Erfahrungen, wie man die Literaturen aus Südost- und Ostmitteleuropa, darunter auch aus der Ukraine, auf dem deutschen Literaturmarkt promotet. Erfolgsgeschichten aus Slowenien, Kroatien, Polen und der Ukraine, Herausforderungen, Vermittlungswege und Rezeption  – darüber berichten  Claudia Dathe, federführende Projektkoordinatorin und Übersetzerin aus dem Ukrainischen, Tanja  Žigon, Literaturwissenschaftlerin und Projektkoordinatorin in Slowenien, Małgorzata Różańska, Kulturmanagerin aus Polen, Alida Bremer, Kuratorin des Kroatischen Programms auf der Leipziger Buchmesse, Literaturübersetzerin und Norbert Wehr, Publizist, Herausgeber von Schreibheft. Das Panelgespräch moderiert Taras Lyutyj.

 Mehr Infos auf Ukrainisch finden Sie hier.

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Lesen für die Ukraine (XIV.)

23. 3. 2014

Сергій Жадан

Вогнепальні й ножові, Харків: Клуб сімейного дозвілля, 2012 р.

Полкові барабани

Скільки минуло часу,
скільки всього трапилось,
а вони знову з’являються на вулицях міста,
з якого їх вибивали десять – п’ятнадцять
років тому, з якого вивозили їхні
тіла в теплих шкірянках, що
диміли кров’ю та порохом.

Знову тримаються хідників
та перехресть – підлітки в кросівках
і гостроносих черевиках, перекрикуються
в свої телефони, вигукують прокляття
на адресу диявола, котрий веде їх
за собою вперед
до смерті
та забуття.

Історія – гральний апарат,
завжди заряджений для тебе
чиїмись руками.
Нічого не трапляється з недогляду,
все повертається на свої місця.
Країна, що пробуксовує в жовтих
снігах депресії потребує нової крові,
тому безіменні агітатори
знову вербують на спальниках
і в трамваях цих юних бойовиків,
завтрашніх генералів,
готових стати до великого переділу,
готових битися за кордони,
лаштувати погроми
в офісах та на автомийках.

Не залишай мене, вітчизно,
не виїжджай услід за зірками,
лишайся зі мною в присмеркових парках
із залізними коробками ігрових автоматів,
які хтось зарядив чорними
серцями підлітків.
Якщо і ти залишиш мене,
чи стане мені впевненості
бити в полкові барабани,
відправляти їхні листи,
займатися кореспонденцією
з дияволом.

Спробуймо ще раз:
час повертається на старі помешкання
і не знаходить там наших слідів.
Діти все такі ж відважні
в своєму небажанні здаватись без бою,
тому крокують за барабанщиками,
в своїх кросівках, спеціально створених
для того, аби переходити
в наступ.

Не залишай нас, надіє,
тієї пізньої золотої пори,
коли ми будемо ділити здобич,
із відчаєм знищуючи
запаси любові
на військових складах вітчизни.


Serhij
Zhadan

aus dem Band „Wohnepal’ni i nozhowi“ (Schuss-  und Stichwaffen), Charkiw, Klub simejnoho dozwillja, 2012

Regimentstrommeln

Wie viel Zeit ist vergangen,
was ist alles passiert,
und jetzt tauchen sie wieder auf in den Straßen der Stadt,
von denen sie vor zehn, fünfzehn Jahren vertrieben,
ihre Körper in warmen Lederjacken,
getränkt mit Pulver und Blut, fortgebracht wurden.

Sie laufen wieder auf den Fußwegen und
und Kreuzungen – Teenager in Turnschuhen
und spitzen Slippern schreien sich heiser
in ihre Telefone, stoßen Verwünschungen
gegen den Teufel aus, der sie hinter sich
herführt voran
in den Tod
und ins Vergessen.

Die Geschichte ist ein Spielautomat,
den irgendwer aufs neue für dich
in Gang setzt.
Nichts passiert aus Versehen,
alles kehrt zu seiner Ordnung zurück.
Das Land, das im gelben Schnee der Depression
kreiselt, braucht frisches Blut,
drum werben wieder anonyme Agitatoren
in Schlafstädten
und Straßenbahnen junge Kämpfer an,
die Generäle von morgen,
bereit für die große Teilung,
bereit, um Grenzen zu kämpfen und
Pogrome zu inszenieren
in Büros und Waschanlagen.

Verlass mich nicht, Vaterland,
geh nicht mit den Sternen auf und davon,
bleib mit mir hier in den dämmrigen Parks
mit ihren eisernen Kästen der Spielautomaten,
die jemand mit den schwarzen
Teenagerherzen aufgezogen hat.
Wenn du mich verlässt,
ob meine Zuversicht dann reichen wird,
die Regimentstrommeln zu schlagen
ihre Briefe zu versenden,
mit dem Teufel
zu korrespondieren.

Versuchen wir es noch einmal:
Die Zeit kehrt in die alten Wohnungen zurück
und findet von uns keine Spuren vor.

Die Kinder sind trotzdem mutig
und wollen sich keinesfalls kampflos ergeben,
deswegen laufen sie den Trommlern nach,
in ihren Turnschuhen, extra gemacht,
um zum Angriff
überzugehen.

Verlass uns nicht, Hoffnung,
in dieser späten goldenen Ära,
wenn wir die Beute teilen,
aus Verzweiflung
die Liebesvorräte plündern
in den Armeedepots des Vaterlands.

(Claudia Dathe)

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Lesen für die Ukraine (XIII.)

22. 3. 2014

Олег Лишега

Thill, Hans (Hg.), 2006: Vorwärts, ihr Kampfschildkröten. Gedichte aus der Ukraine. Ukrainisch-deutsche Ausgabe mit sechs Collagen von Herta Müller. Heidelberg: Wunderhorn.


ПІСНЯ 352

Коли вам так забаглось погрітись,
Коли вам так хочеться перекинутись хоч словом,
Коли вам так хочеться хоч крихту тепла –
То не йдіть до дерев – там вас не зрозуміють,
Хоч архітектура в них просто космічна
І з комина в’ється прозорий димок..
Не йдіть у ці гори хмарочосів –
з тисячного поверху
На вас можуть висипати жар..
Коли вже вам так не терпиться за теплом,
То йдіть на завіяний снігом город,
Там скраю стоїть самотня хата хрону..
..А ось і вбога хата хрону..
Світиться? – світиться.. він завжди дома –
Стукайте до хати хрону, стукайте до цієї хати..
Стукайте – і вам відчинять..


Lied 352

Wenn ihr euch nach Wärme sehnt,
Wenn ihr euch nach Ansprache sehnt,
Wenn ihr nach ein bißchen Wärme giert,
Geht nicht unter die Bäume – sie werden euch nicht verstehen.
Auch wenn ihre Architektur kosmisch ist
Und der durchsichtige Rauch aus dem Schornstein strömt …
Geht nicht in diese Wolkenkratzerschluchten.
Da, aus dem tausendsten Stock,
Wird jemand glühende Kohlen auf euch schütten.
Wenn ihr euch wirklich nach Wärme sehnt,
Geht in den verschneiten Gemüsegarten,
An dessen Zaun eine Meerrettichhütte steht,
Ja, hier, eine klapprige Meerrettichhütte …
Brennt noch ein Licht? … Ja, er ist immer da.
Klopft an die Tür der Meerrettichhütte, klopft nur daran.
Klopft und es wird euch aufgetan.

(Hans Thill)

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Lesen für die Ukraine (XII.)

21. 3. 2014

Сергій Жадан

Thill, Hans (Hg.), 2006: Vorwärts, ihr Kampfschildkröten. Gedichte aus der Ukraine. Ukrainisch-deutsche Ausgabe mit sechs Collagen von Herta Müller. Heidelberg: Wunderhorn.

СЛОВНИКИ НА СЛУЖБІ ЦЕРКВІ

Так сталося, що жінка, яку він любив, вирішила
виїхати з його країни, просто сказала йому одного разу,
знаєш, я маю їхати, маємо ще пару місяців,
можеш мені телефонувати. добре, сказав він, добре,
а потім? що потім? – спитала вона. що потім буде
з твоїм номером? в тебе його відберуть чи ти його
комусь подаруєш? ти розумієш про що я? хто підійме
слухавку, якщо я зателефоную тобі через два місяці?

Ну, я не знаю, сказала вона, номер, очевидно,
знищать. як – знищать? ось так – візьмуть
і знищать. і що потім? потім? потім нічого:
я поїду з цієї країни, буду собі чимось займатись,
там – читати, виїжджати за місто, можливо, молитись. а я?
а ти? ну, ти теж молись, якщо маєш час.

Добре, сказав він, я так і зроблю – я вивчу
яку-небудь молитву і буду молитись. цікаво,
сказала вона, цікаво, і про що ти будеш молитись?
про що? не знаю про що, про що-небудь, яка різниця – про що?

Ти ж невіруючий, сказала вона. ну то й що,
я ж нічого не буду просити, просто молитимусь собі
як-небудь, аби робити те саме, що й ти, розумієш?
ще якби твій номер залишили, я б телефонував,
а так – що лишається?

Я знаю, чому у нас все так сталось –
надто сильна залежність від словників,
від лексем і усіх цих дифтонгів, що розвалюються на язиці,
нічим не виправдана довіра до них,
моя мова, я знаю, мій словник,
друкований на світлому гіркому папері,
читаний мною в барах і вагонах,
куплений мною на розпродажу в Східному Берліні,
ще в 90-х, коли я тебе не знав,
я помру патріотом, навіть якщо
ти назавжди покинеш цю країну,
я спробую телефонувати на твій номер,
навіть якщо там будуть лунати голоси з пекла,
я гортатиму свій йо…ний словник, навіть
якщо в ньому не залишиться жодного
невикористаного слова.

ніщо її не зупинить
ніхто її не переконає
близько 100 тисяч слів і словосполучень
і навіть не можна з нею поговорити

 

Serhij Zhadan

Thill, Hans (Hg.), 2006: Vorwärts, ihr Kampfschildkröten. Gedichte aus der Ukraine. Ukrainisch-deutsche Ausgabe mit sechs Collagen von Herta Müller. Heidelberg: Wunderhorn.


Wörterbücher im Dienst der Kirche

Und so geschah es, sie beschloss
zu fahren, sagte ihm, du weißt
ich muss, wir haben noch Zeit
du kannst anrufen – Und dann?
fragte er, gibst du die Nummer ab
und wen, wen werde ich an der
Leitung haben, dann, verstehst du,
dann?

Ich weiss nicht, sagte sie, die
Nummer wird wohl gelöscht,
denke ich – Und dann? Nichts
dann, ich gehe, ich vertreibe mir
die Zeit, mit Lesen, fahre ins
Grüne, bete vielleicht – Und ich?
Und du? Du kannst ja auch
beten.

Gut, ich lerne ein Gebet und
bete – Interessant, sagte sie, und
worum wirst du beten? Worum?
Um irgendwas, das ist doch
einerlei.

Du bist doch ohne Glauben, sagte
sie – Na und, ich bete einfach,
irgendwie, und tue so, was du
tust, verstehst du, Nummer gibt es
dann ja keine mehr, was bleibt mir
sonst?

Und all das kam so: zu sehr den
Wörterbüchern vertraut, den Lexemen,
Diphtongen, meinem
Wörterbuch mit dem hellbitteren
Papier, ich las darin, in den Bars,
in Waggons, erwarb es beim Abverkauf,
in Ostberlin, noch bevor
ich dich kannte, doch ich werde
als Patriot sterben, auch wenn du
gehst, für immer, ich werde deine
Nummer wählen, auch wenn niemand
antwortet, das ist die Hölle,
ich werde in diesem Wörterbuch
blättern, auch wenn kein Wort
bleibt.

Nichts kann sie zurückhalten, es
kann sie niemand überzeugen, an
die Hunderttausend Wörter und
Wortverbindungen, doch sie lässt
nicht mehr mit sich reden.

(Michael Donhauser)

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Lesen für die Ukraine (XI.)

20. 3. 2014

Борис Херсонский

Разросшийся сад. Разваливающийся господский
дом с колоннами, дом сиротский,
советник статский такой-то, раб Господен.
Теперь в отставке. Господь говорит: “Свободен!”.

Свободен – хоть до утра прогуливайся по саду
смотри как рассветный луч скользит по фасаду,
застревая в трещинах, загораясь в чердачном
окне на манер пожара. Год был неудачным.

Неурожай, отставка, а дом заложен-перезаложен,
банк прислал покупателя. Впрочем, возможен
новый кредит. Погрузимся в болото долга.
Истекают сроки, ждать осталось недолго.

Постыдна продажа, покуда живут на свете
старцы, знавшие батюшку с матушкой, помнящие как дети
в белых платьицах бегали по аллеям.
Себя не жалеем – хоть старых рабов пожалеем.

Они не видят развала – так помутилось зренье.
Не ходят в церковь – так ослабело тело.
Они не знают – еще при дедушке началось разоренье,
отец – продолжил, а внук – завершает дело.

В отставке, в долгах как в шелках, тех нет, те – далече,
как сказал поэт. Наг стою перед Богом.
Кабы само загорелось – было бы легче.
Не пришлось бы на старости совесть отяготить поджогом.

 

Borys Chersonskyj

Ein verwilderter Garten. Ein verfallenes Herren-
haus, säulenumstanden, das Haus verwaist,
der Staatsrat soundso, ein Knecht des Herrn.
Im Ruhestand nun. Der Herr spricht: „Frei!“

„Frei“ – sich im Garten ergehen von früh bis spät,
schau, wie der Morgenstrahl über die Mauern huscht,
in den Ritzen lauert, im Dachfenster flackert
wie Feuerschein. Ein glückloses Jahr.

Missernte, Entlassung, verpfändet und wieder verpfändet das Haus,
die Bank schickte Käufer. Neue Kredite schloss sie nicht aus.
Stürzen wir uns in den Schuldenhaufen.
Die Fristen verstreichen, wie lang wird’s noch laufen.

Verkaufen verbietet sich, so lange die Alten
leben: sie kannten die Eltern, sahen die Kinder
in weißen Kleidchen durch die Alleen laufen.
Uns bedauern wir nicht, wohl aber die alten Knechte.

Sie sehen den Verfall nicht – so trüb ist ihr Auge.
Sie gehen nicht zur Kirche – so matt ist ihr Leib.
Sie wissen nicht – schon unterm Vater begann der Verfall,
der Sohn machte weiter, und der Enkel führt es zu Ende.

Ruhestand, Schulden wie Heu, die einen fort, die anderen weit,
so die Worte des Dichters. Nackt stehe ich vor dem Herrn.
Hätt es sich selbst entzündet, wär’s leichter.
Da hätt das Gewissen in den alten Tagen nicht die Last einer Brandlegung zu tragen.

(Claudia Dathe)

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Lesen für die Ukraine (X.)

19. 3. 2014

Остап Сливинський

збірка поезій «Адам», Чернівці: Meridian Czernowitz 2012.

* *

Ми проїхали місто, повне подарункових вогнів.
І тепер, коли майже все світло позаду, я просто прошу тебе
Приручити мені якусь тварину і навчити мене гратися з нею.

Я волів би бути її швидкоплинним тілом.
Їхати, співаючи, наосліп, як п’яний велосипедист у зливу,
Коли він у незв’язній клятві б’є себе в серце і слухає, як воно гуде.

Волів би підніматися з нею на мокру палубу і шукати тебе очима,
Смішний, як іграшковий вулкан, що бризкає малиновим соком.
Волів би повернути все, трохи змінити нахил вітрил і мчати

Під старою примарною назвою, і викидати на берег радісні перли.
Проте вертаюся і засинаю, встромившись носом у купку теплих
Клітин: яке світло осідає на сонній шерсті, у яку красу витікає

звичайне земне життя!

Ostap Slyvynsky

aus dem Band “Adam”, Meridian Czernowitz 2012

* *

Wir durchfuhren eine Stadt voller Geschenkfeuer.
Und jetzt, wo fast alles Licht zurück liegt, möchte ich dich bitten
Mir ein Tier zu zähmen und mir zu zeigen, wie man mit ihm spielt.

Ich möchte gern sein flüchtiger Körper sein.
Fahren, singend, blindlings, wie ein betrunkener Radler im Regen,
Der sich wirr fluchend ans Herz greift und lauscht, wie es schlägt.

Ich möchte gern mit ihm aufs Deck steigen und dich mit Blicken suchen,
Lustig wie ein Spielzeugvulkan, der Himbeersaft spuckt.
Ich möchte gern alles wenden, die Neigung der Segel korrigieren  und davonjagen

Unter dem alten geisterhaften Namen und fröhliche Perlen ans Ufer werfen.
Doch ich kehre zurück und schlafe ein, bohre meine Nase in einen Haufen warmer
Zellen: was für ein Licht setzt sich in das schläfrige Fell, in welche Schönheit mündet

das gewöhnliche irdische Leben!

(Claudia Dathe)

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