Das Treffen der deutsch-slowenischen Gruppe im Rahmen des Literaturfestivals Vilenica 213

Ljubljana, 13. September 2013
17. 9. 2013

DIE LITERATUR AUS DER SCHWEIZ IM FOKUS DES LITERATURFESTIVALS VILENICA

Das Internationale Literarturfestival Vilenica findet seit 1986 jährlich, normalerweise in der ersten Septemberhälfte, an verschiedenen Orten slowenienweit statt. Unterschiedliche slowenische und ausländische Autoren werden eingeladen, ihre Werke im Rahmen des Festivals in Slowenien vorzustellen.

Das Thema des diesjährigen, bereits 28. Festivals lautet Navdih meja (Inspiration der Grenzen). Welches Land könnte diese Thematik besser verinnerlichen als die Schweiz – ein Land, dessen Literatur gleich in vier Sprachen verfasst wird. Aus diesem Anlass erschien im Mai 2013 die Anthologie der zeitgenössischen Schweizer Literatur, mit dem zutreffenden Titel Gluscht (schweizerdeutsch für Gelüste). Im Buch wird die Vielfalt des Literaturschaffens in allen vier Landessprachen der Schweiz vorgestellt, wie auch der große Einfluss und Beitrag der Einwanderer.

Zu den begleitenden Veranstaltungen des Literaturfestivals Vilenica gehörte auch die Lesung am 13. September in Ljubljana, zu der die Schriftsteller Lukas Bärfuss, Arno Camenisch, Michel Layaz, Pietro De Marchi und Ilma Rakusa eingeladen worden sind, um aus ihren neuesten Werken vorzulesen und über die Problematik der Grenze zu sprechen. Die slowenische TransStar-Gruppe wollte sich diese Veranstaltung natürlich nicht entgehen lassen.

Wir trafen uns vor dem Cankarjev dom (Kultur- und Kongresszentrum im Zentrum von Ljubljana, wohl die größte Kultureinrichtung Sloweniens) und begaben uns zusammen in das Innere, auf den Gipfel des CD, wo sich der Saal Klub CD befindet, in dem die Lesung stattfand. Das Publikum fand langsam seinen Weg zu den Sitzplätzen und die Veranstaltung konnte beginnen.

Als Einleitung in die schweizerische Literatur lasen alle Autoren und Autorinnen aus ihren Werken vor, in der Sprache, in der die Originaltexte verfasst wurden. So konnten wir die Texte in vier Sprachen hören, auf Deutsch (Lukas Bärfuss, Ilma Rakusa), Französisch (Michel Layaz), Italienisch (Pietro De Marchi) und Rätoromanisch (Arno Camenisch).

Den Lesungen folgte eine Diskussion, geführt von Dr. Vesna Kondrič Horvat. Das Kernthema waren die Grenzen, die zugleich auch der rote Faden des diesjährigen Vilenica Festivals ist. Die Gäste haben über ihre Erfahrungen und Gefühle diesbezüglich gesprochen; alle waren sich einig, dass die Benennung „Schweizerautor“ sehr problematisch und befremdend wirkt und sie diese schließlich auch nicht zutreffend finden. Man spricht und schreibt in der Sprache, mit der man aufgewachsen ist und die man als Muttersprachler beherrscht. Man hob hervor, dass die Mehrsprachigkeit zurückgehe, immer mehr aus verschiedenen Regionen des Landes stammende Schweizer verständigen sich untereinander auf Englisch. Die Versuche, eine einheitliche Sprache (unter anderem auch eine romanische) einzuführen, scheiterten, sei es aus praktischen Gründen oder aus gewolltem Widerstand der Sprecher. Die Autoren sorgten während des Gesprächs für eine sehr angenehme Atmosphäre, es war interessant zu beobachten, wie sie trotz völlig unterschiedlicher Hintergründe und Wohnorte, meistens doch einer Meinung sind und sich selbst und ihre Muttersprache in Bezug auf die Außen- und Innengrenzen sehr ähnlich einschätzen. Wir hatten auch die (sehr seltene) Gelegenheit, die Rätoromanische Sprache zu hören. Ilma Rakusa und Arno Camenisch haben jedoch beide betont, dass das Rätoromanisch eine Sprache „für die Seele“ sei, die Sprecherzahl wächst nicht an: Für diese Sprache müsse man sich mit dem Herzen entscheiden, sie im Herzen tragen und sie pflegen.

Während das literarische Geschehenauf der Burg von Ljubljana weiter ging, besprachen die TeilnehmerInnen der deutsch-slowenischen Gruppe noch ihre Übersetzungen und übersetzerische Probleme und tauschten sich untereinander aus.

Hier finden Sie einige Fotos.

  von Irena Smodiš und Alenka Lavrin

 

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One Response to Das Treffen der deutsch-slowenischen Gruppe im Rahmen des Literaturfestivals Vilenica 213

  1. Janko Trupej
    17. 9. 2013 at 8:48 pm

    Klasse geschrieben, Irena und Alenka! :)

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