Chamisso, Döblin, Doderer & Co.

31. 8. 2014

Saša Stanišić wurde 1978 in Višegrad in Bosnien und Herzegowina geboren und lebt seit 1992 in Deutschland. Er studierte Deutsch als Fremdsprache und Slawistik an der Universität Heidelberg sowie am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig. Mit seinen Romanen Wie der Soldat das Grammofon repariert (2006) und Vor dem Fest (2014) gehört Saša Stanišić zu den bedeutendsten zeitgenössischen Literaten im deutschsprachigen Raum.

In seinem melancholischen Debütroman Wie der Soldat das Grammofon repariert erzählt der „Fähigkeitenzauberer“ Aleksandar Krsmanović Geschichten aus seiner Kindheit, Geschichten über das Heranwachsen in der bosnischen Stadt Višegrad, den Kriegsausbruch, beschreibt Ausschnitte aus dem Leben seiner nach Deutschland geflüchteten Familie. Das Buch ist prall gefüllt mit Erinnerungen an eine Stadt, einen Fluss, an die Menschen, denen das Buch gewidmet ist. Nach zehn Jahren in Deutschland reist Aleksandar, nun als erwachsener Mann, in seine Heimatstadt zurück. Er hat Listen gemacht: Menschen und Orte, Schritte, Kneipen, Straßen, sogar Gerüche stehen auf dem Papier. Er sucht die Punkte von seiner Liste nacheinander auf, in der Hoffnung, alles Verlorene so vorzufinden, wie in Zeiten als alles gut war. Mit dem Satz „Wir sind traurig“ beginnt der zweite Roman von Saša Stanišić. Vor dem Fest erzählt zunächst von einem Todesfall, doch ist das Buch keine pathetische Erinnerung an vergangene Zeiten, vielmehr eine liebevolle Hommage an Menschen und Gegenden, die so authentisch und schön sind, dass sie zeit- und grenzenlos erscheinen und denen der Autor mit viel Aufmerksamkeit und einer kunstvollen Sprache immer wieder neues Leben einflößt.

Neben seinen von Lesern und Kritikern gleichermaßen geliebten Romanen fand Saša Stanišić auch mit Erzählungen, Essays, Hörspielen und Theatertexten Beachtung. Für sein literarisches Schaffen wurde der junge Autor u. a. 2008 mit dem Adelbert-von-Chamisso-Preis und dem Förderpreis zum Heimito von Doderer-Literaturpreis geehrt, war in den Jahren 2006/2007 Stadtschreiber von Graz, erhielt 2013 den Alfred-Döblin-Preis für das Romanmanuskript Anna und wurde für seinen zweiten Roman Vor dem Fest mit dem diesjährigen Preis der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet.

Demnächst wird Saša Stanišić bei Lesungen in Deutschland, Österreich und der Schweiz zu hören sein. Mehr lesen Sie hier.

 von Daniela Čančar

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