Oton Župančič

8. 7. 2014

07_Oton Zupancic

Oton Župančič (23. Januar 1878, Vinica – 11. Juni 1949, Ljubljana) wurde in einer Kaufmannsfamilie in der slowenischen Region Weißkrain geboren, zog aber später nach Ljubljana. 1896 begann er mit dem Studium der Geschichte und Geografie an der Universität Wien. 1900 kehrte er ohne Abschluss nach Ljubljana zurück, wo er zunächst eine Anstellung als Hilfslehrer bekam. Bald verließ er seine Heimat wieder und nach einem kurzen Aufenthalt in Paris wurde er Privatlehrer in Deutschland. Nach seiner Rückkehr im Jahre 1910 nahm er die Position des Dramaturgen beim Drama Theater in Ljubljana an. 1913 wurde er Direktor des Stadtarchivs, 1920 kehrte er aber zu seiner Dramaturgenstelle zurück. Später wurde er zum Leiter des Nationaltheaters in Ljubljana ernannt.

Župančič begann seine literarische Karriere am Gymnasium in Ljubljana als Mitglied der literarischen Gesellschaft Zadruga – zusammen mit künftigen bedeutenden slowenischen Schriftstellern wie Ivan Cankar, Josip Murn und Dragotin Kette. 1899 veröffentlichte er seinen ersten Gedichtband mit dem Titel Čaša opojnosti, ein sehr persönliches Werk, das wegen seiner dekadenten Einflüsse auch kontrovers war und (zusammen mit Cankars Gedichtband Erotika) den Beginn der slowenischen Moderne bedeutet. In späteren Gedichtsammlungen (Čez plan (1904), Samogovori (1908), V zarje Vidove (1920), Zimzelen pod snegom (1945)), wandte sich Župančič auch sozialen und nationalen Themen zu. Heute ist er vielleicht am besten für seine KinderPoesie, vor allem die Sammlung Ciciban (1915), bekannt. Darüber hinaus war er ein überaus produktiver Übersetzer – vor allem seine 16 Shakespeare Übersetzungen sind kanonisiert. Er übersetzte auch Werke von anderen wichtigen Autoren, z. B. Gustave Flaubert, Charles Dickens, Hugo von Hofmannsthal, Molière, Friedrich Schiller, Voltaire, Joseph Conrad, Stendhal, Honoré de Balzac, George Bernard Shaw (Mahnič 2001: 383–386; Štefe n.d.). Župančič betrachtete Übersetzungen als nützlich und von großer Bedeutung für die Entwicklung der slowenischen Nation:

Jede Nation muss sich spirituell befreien und durch die Literaturen anderer Nationen – im Grunde genommen, durch die Kultur der gesamten Menschheit – ihren Horizont erweitern. /…./ Hochwertige Übersetzungen aus der Weltliteratur werden auch das Schaffen unserer Autoren fördern und sie bilden; psychologisch werden sie tiefere Ebenen erreichen und sich auch ästhetisch fortbilden. (Župančič 1918; zit. in Mahnič 1981: 176–177)

Er war Befürworter der zielorientierten Übersetzung, worauf in einigen Kritiken seiner Übersetzungen hingewiesen wurde (z. B. Copeland 1922: 163; Leben 1930: 631; Moder 1957: 130), und wozu er sich in einem Vortrag über Shakespeare auch selber bekannte:

Meine Übersetzungen sind nicht akademische Übersetzungen; Shakespeare arbeitete für die Bühne, und in aller Gewissenhaftigkeit – und ich muss sagen, dass mir jedes Wort Shakespeares heilig ist – will auch ich mich immer fragen: Wie würde Shakespeare das sagen, falls er ein Slowene wäre? Ich will, dass mein Shakespeare für die Darsteller leicht aussprechbar ist und direkt in die Ohren und Herzen des Publikums geht. (Župančič [1928] 2013: 233)

Župančič beeinflusste die slowenische Sprache nicht nur mit seinen Originalwerken, sondern auch durch seine zahlreichen Übersetzungen (Šturm 1935: 154; Bajec 1967: 5; Klopčič 1980: 81); der Literaturhistoriker Joža Mahnič (1981: 177) bezeichnete ihn sogar als den „Begründer des modernen und hochwertigen slowenischen Übersetzens“.

von Janko Trupej

Literatur

Bajec, Anton, 1967: Jezik v Župančičevi prevodni prozi. Jezik in slovstvo 12 (1). 5–15.

Copeland, Fanny Susannah, 1922: O Župančičevih prevodih Shakespeara. Ljubljanski zvon 42 (3). 161–170.

Klopčič, Mile, 1980: O treh Župančičevih verznih prevodih. Moder, Janko (Hg.): Oton Župančič v prevodih. Zbornik Društva slovenskih književnih prevajalcev. Koper: Lipa. 81–87.

Leben, Stanko, 1930: Pedro Calderon De La Barca: Sodnik Zalamejski. Ljubljanski zvon 50 (11). 629–632.

Mahnič, Joža, 1981: Župančič kot prevajalec. Jezik in slovstvo 26 (5). 175–177.

Mahnič, Joža, 2001: Župančič, Oton. Enciklopedija Slovenije 15: Wi-Ž. 383–386.

Moder, Janko, 1957: Župančičev Tartuffe. Jezik in slovstvo 3 (3). 130–131.

Štefe, Tomaž, n.d.: Oton Župančič –  pesnik in prevajalec. http://www.kam.si/veliki_slovenci/oton_zupancic_pesnik_in_prevajalec.html. Zugriff: 23. 2. 2014.

Šturm, Fran, 1935: Honoré de Balzac: Oče Goriot; Moliere: Tartuffe. Ljubljanski zvon 55 (3). 154–161.

Župančič, Oton, 2013: Shakespeare pri Slovencih. Stanovnik, Majda (Hg.): Prevajalci o prevodu: od Trubarja do Župančiča. Ljubljana: Založba ZRC SAZU. 231–233.

One Response to Oton Župančič

  1. 5. 8. 2014 at 6:43 pm

    Oton Župančičs Bibliografie:

    http://www2.arnes.si/~ovinicanm/oton.html

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