Alida Bremer

1. 7. 2015

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Foto © Oliver Favre

Während Jurko Prochasko und Martin Pollack in der Ukraine bzw. in Österreich geboren sind und ihre Vermittlertätigkeit von ihrer Heimat aus betreiben, lebt Alida Bremer, nachdem sie ihre Kindheit und Jugend in Kroatien verbracht hat, seit über 25 Jahren in Deutschland und agiert von dort aus auf dem deutschsprachigen und kroatischen Literaturmarkt. Nach einem Studium der Literaturwissenschaft, Romanistik und Slavistik in Belgrad, Rom, Münster und Saarbrücken widmete sie sich zunächst einige Jahre literaturwissenschaftlichen Forschungen, die sie Mitte der neunziger Jahre jedoch unterbrach, um in Münster Flüchtlinge aus Bosnien zu betreuen. Seit Ende der 1990er Jahre versucht sie als Übersetzerin, Kuratorin und Kulturmanagerin die Wahrnehmung kroatischer Literatur und kroatischer Autoren in Deutschland zu steigern. So übersetzte sie unter anderem Edo Popović und Ivana Sajko ins Deutsche und kuratierte die Programme »Kroatien als Schwerpunktland der Leipziger Buchmesse« (2006) und »Fokus Südosteuropa« (2008-2014) in Leipzig. Ähnlich wie Jurko Prochasko kommt es auch Alida Bremer darauf an, mit der Präsentation von Literatur ein differenziertes Bild von Kroatien, den Menschen und ihren Lebenseinstellungen zu vermitteln und den bestehenden Stereotypen, die sich bereits in der klassischen deutschen Literatur finden (Kroaten als blutrünstige Obrigkeitsdiener), mit detaillierten Hintergrundinformationen entgegenzu­treten. Dass Migration und Sprachwechsel – Alida Bremer verfasst ihre eige­nen literarischen Texte auf Deutsch – andere Identitätsfragen aufwerfen als Martin Pollacks Suche nach den familiären Spuren in Slowenien, zeigt Alida Bremers Roman Olivas Garten (2013), in dem eine Kroatin, die seit langem in Deutschland lebt, einen Olivenhain in Kroatien erbt und sich auf den Weg macht, um trotz aller Hindernisse der kroatischen Bürokratie ihr Erbe in Besitz zu nehmen. Der Roman, der autobiografische Züge trägt, vermittelt einerseits die Absicht, dem deutschen Leser ein liebenswertes Kroatien zu zeigen, und offenbart andererseits über die Rolle der Protagonistin den Status des Dazwischen, in dem, wie Alida Bremer in einem Interview sagt, auch sie sich befindet.[1]

von Claudia Dathe



[1]    Interview mit Alida Bremer für das Domradio Köln, http://www.domradio.de/audio/alida-bremer-ueber-ihren-roman-olivas-garten [8.10.2015].

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