Reading for Ukraine (I.)

Natalka Bilozerkiwez: Umherstolpernd, zwischen den Sternen , March 10, 2014
10. 3. 2014

Наталка Білоцерківець: Спотикаючись між зірок

Source: Thill, Hans (Hg.), 2006: Vorwärts, ihr Kampfschildkröten. Gedichte aus der Ukraine. Ukrainisch-deutsche Ausgabe mit sechs Collagen von Herta Müller. Heidelberg: Wunderhorn.

Так гарно, швидко билось твоє серце -
я пам᾿ятаю тільки це. Але
вже сніг ішов зі сторони Дніпра,
заліплюючи очі й окуляри,
замотуючи парки і бульвари
в пом᾿ятий запах мокрого хутра.
Ходімо так зо мною, ти і я.

Ідуть сніги у Києві і Львові,
ідуть дощі у Лімі і Парижі,
так що не видно в цей вечірній час
вже родимок на шиї і плечах,
всіх особливостей легкого тіла.
Але я пам᾿ятаю тільки страх.

Хто сльози простирадлом витирав,
аби ніхто не бачив – опівночі;
і той, хто вічно сам, але несміло
випростує свої худі коліна;
хто вже давно забув тепло житла,
і хто давно забув про запах хліба,
і хто боїться старості і смерті,
каліцтва й радіації – усі
поволі йдуть в Парижі і у Лімі,
і дощ їм заливає окуляри
і сірі фари стомлених таксі.

Розділимо ж цю опівнічну каву
з бездомними під сірими мостами -
віддай їм половину сигарети
і половину ніжних слів моїх.
Розділимо свій опівнічний хліб
з голодними; не обминімо й мертвих
з голодними бездомними устами.

…Іще одна пошарпана зоря,
коли дивлюсь крізь мокрі окуляри,
задощений заковтуючи сніг.

Ходімо ж так, у парки, на бульвари…


Natalka Bilozerkiwez:
Umherstolpernd, zwischen den Sternen

Source: Thill, Hans (Hg.), 2006: Vorwärts, ihr Kampfschildkröten. Gedichte aus der Ukraine. Ukrainisch-deutsche Ausgabe mit sechs Collagen von Herta Müller. Heidelberg: Wunderhorn.

Wie schön, wie schnell schlug dein Herz –
nur daran erinnre ich mich. Aber
schon kam vom Dnjepr her Schnee
und legte sich auf die Augen, die Brillen
und hüllte die Parks und Alleen
in den knittrigen Geruch von nassem Pelz.
Komm, wir zwei gehen ein wenig, du und ich.

Schnee fällt in Kiew und Lwiw,
Regen fällt in Lima und Paris,
und die Muttermale an den Schultern und am Hals
hat der Abend schon geschluckt
wie alles, was an diesem leichten Körper eigen ist.
Aber ich erinnere mich nur an die Angst.

Sie alle, die ihre Tränen in das Laken reiben,
dass zur Mitternacht sie keiner sieht;
und alle, die immer nur allein sind aber zaghaft
das magere Knie aufrichten;
alle, die lang schon nicht mehr wissen, wie warm
es in den Häusern ist und wie das Brot dort duftet,
und alle, die sich ängstigen vor dem Alter und dem Tod,
vor Invalidität und Strahlenkrankheit – sie alle
gehen langsam jetzt, in Paris und Lima,
und es strömt der Regen über ihre Brillengläser,
und die Scheinwerfer der müden Taxis sind nun grau.

Komm, wir teilen unsren Mitternachtskaffee
mit den Obdachlosen bei den grauen Brücken,
gib ihnen die Hälfte von den Zigaretten
und die Hälfte davon, was ich zärtlich sage.
Komm, wir teilen unser Mitternachtsbrot
mit den Hungrigen; und vergessen auch die Toten
mit den hungrigen, mit ihren obdachlosen Mündern nicht.

…Und noch ein ausgefranster Stern,
wenn ich durch die nasse Brille schaue
und schlucke, vom regenschweren Schnee.

Komm, wir gehen, in die Parks und auf die Boulevards…

 (Anja Utler)

-

Leave a Reply

Your email address will not be published. Required fields are marked *

Newsletter

Blog

Übersetzungswürfel

Translating cube

Veranstaltungen

Events