Zehnte Erlanger Übersetzerwerkstatt – Wertvolles für die praktische Arbeit der Literaturübersetzer

3. 9. 2013

Im Rahmen des 33. Erlanger Poetenfests fand die zehnte Erlanger Übersetzerwerkstatt als öffentliches Arbeitstreffen mit Marica Bodrožić, Christian Filips, Matthias Göritz, Ursula Gräfe, Kristina Kallert, Esther Kinsky, Bert Papenfuß, Steffen Popp und Yoko Tawada statt.

Anhand der von Kristina Kallert übersetzten Erzählungen der Chassidim des mit Franz Kafka befreundeten Jiři Mordechai Langer wurden die Möglichkeiten veranschaulicht, wie die im Original vorhandene Dramatik in der Übersetzung beibehalten werden kann. Hilfreich ist auf die Diversität der Verben zu achten und die Betonungen im Original als solche zu erkennen und übertragen. Über die Frage, wie viel Freiheit beim Übersetzen erlaubt (aber auch sinnvoll) ist, konnte am Beispiel der Übersetzung des Langgedichts “Solaris korrigiert” von Øyvind Rimbereid diskutiert werden. Bert Papenfuß übertrug dieses Werk in eine utopische Ostseesprache, dabei wurden die im Original in englischer Sprache erscheinenden Texte ins Russische übertragen. Die Teilnehmer und das Publikum mutmaßten, dass das norwegische Original mehr Leser erreicht als seine Übersetzung ins Plattdeutsche. Ursula Gräfe übersetzte den Roman “Gefährliche Geliebte” von Haruki Murakami zum ersten Mal direkt aus dem japanischen Original ins Deutsche. Der Vergleich mit der ersten deutschen Übersetzung aus dem Amerikanischen öffnete viele Fragen: Inwiefern hängt die Übersetzung von der übersetzten Vorlage und inwiefern von der übersetzerischen Freiheit des zweiten Übersetzers ab? Wie wurde die erste, als Vorlage dienende Übersetzung von marktspezifischen Vorgaben des Verlegers beeinflusst, sind diese auch im zweiten Zielland relevant und überhaupt erwünscht? Esther Kinsky las aus dem Essay “Fremdsprechen” über das Übersetzen, den Umgang mit zwei Sprachen und die sprachlosen Räume dazwischen. Von Übersetzungen, Sprachinseln im Alphabet und unstabilen Erinnerungen handeln die Bücher von Marica Bodrožić. Die Autorinnen Kinsky und Bodrožić, die auch als Übersetzerinnen tätig sind, diskutierten über die Notwendigkeit, die übersetzerische Tätigkeit zeitlich vom Schreiben  abzugrenzen und für die Übersetzung Texte zu wählen, die sich vom eigenen Stil unterscheiden. Im Werk der deutsch-japanischen Autorin und Preisträgerin des fünften “Erlanger Literaturpreises für Poesie als Übersetzung” Yoko Tawada geht es um “Überseezungen”: “Wenn ich schreibe, ist das immer eine Übersetzung im weiteren Sinne.” Durch interessante Gespräche vermittelte die Veranstaltung Wertvolles für die  praktische Arbeit der Literaturübersetzer.

 von Karmen Schödel

One Response to Zehnte Erlanger Übersetzerwerkstatt – Wertvolles für die praktische Arbeit der Literaturübersetzer

  1. Janko Trupej
    5. 9. 2013 at 6:55 pm

    Danke für den Bericht, Karmen, muss interessant gewesen sein. :)

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